nrrrdz000004: kritiken der kritiken an den kritiken

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Die Adventssendung von nrrrdz. Stilecht genießen wir die Winter-Edition von Club-Mate und versuchen uns an einer Kritik der Kritiken an den Kritiken. Es geht um den Umgang mit Sexismuskritik und die Frage, warum das alles so schwierig ist. Aktueller Anlass ist der Text Loser der lesbischen Liebe, der im Mädchenblog behandelt wurde. Die Gesichtspalme des Monats gewinnt der Pro7 Videocast SvenGames TV. Außerdem quatschen über den Twitterclient Kiwi, Kathrins Suche nach dem Palmrest-Sensor, Writeflow und Sugru. Ausführliches zu den beiden letztgenannten dann hoffentlich im Januar.

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14 comments

  1. Odradek says:

    Zunächst einmal Kritik: Ich halte die Tendenz zu proprietärer Software (erwähnt: Mac, Writeflow, evil Skype, Kiwi) für ein wenig un-nrrrdig (zumal “nrrrd” mit politischem Anspruch verbunden ist). Und gleichwohl Relevanzdebatten gerade ganz übel sind, sowie gewisses Interesse meinerseits besteht: War der Vorlauf zum “queeren Diskurs” mehr als Distinktionsgewinn der Nrrrd-Positionierung?

    Auf ihdl’s Aufruf möchte mit dem Versuch einer “Psychologie” (nein, im Zimbardo schlage ich nicht nach; und die Belege lasse ich unwissenschaftlich dünn) des Facepalm antworten:
    – “Niemand spricht leidenschaftlicher von seinem Recht als der, welcher im Grunde seiner Seele einen Zweifel an seinem Recht hat.” (Nietzsche), besonders sichtbar bei folge 000003[1], wo geradezu klassisch eine Vertreterin betroffener Gruppe zitiert wird, damit die Aussage “p.c.”[2] sei; irgendeine Ahnung ins Klo zu greifen muß also vorhanden gewesen sein – und das war die bislang heftigste Debatte
    – Häufig folgt bei Rechtfertigungen eine noch üblere Verstrickung in Clichés, sodaß Machtpositionen entscheiden; inkl. Abnutzungserscheinungen: Auseinandersetzungen können leider durch Frustration gewonnen werden
    – Reduktion der Diskussions”Gegner” auf Stereotype/Gruppenzugehörigkeiten (siehe unten) und/oder Rückzug in eigene “Ingroup”. Das könnte im Ablauf symmetrisch sein, hat aber im Effekt für die marginalisierte Gruppe üblere Folgen: Sie müssen Gegenräume aufbauen/verteidigen, während Vertreter*Innen “hegemonialer” Gruppen sich auf Aus-/Abgrenzungen zurückziehen können; dessen Manifestationen ja eingangs Ursache der Debatte waren …

    Auch wenn die Erfolgsaussicht von verbesserten Kommunikationsstrategien bei soetwas erfahrungsgemäß fraglich ist, vielleicht bietet Humor/Satire doch ein Weg; gerade weil in Abwehr häufig ad hominem[3] das Clichébild von humorloser Sexismuspolizei aufgerufen wird; gleichwohl sowas eine gewisse Gelassenheit erfordert, die bei Betroffenheit nicht erwartet werden kann.

    —–
    [1] War die Unterdrückung der führenden Nullen nicht ein früher Triumph der Informatik über die Politik?!?
    [2] Ich bin kein Sexist, eine Bekannte von mir ist ja sogar Frau
    [3] Fällt mir einerseits gerade die fehlende Geschlechtsneutralität dieses klassischen Argumentationsfehlers auf und überlege, wie sich daraus queere wortspiele drehen lassen

  2. sv says:

    Och, sowas wie die humorlose Sexismuspolizei würde ich mir bei dem witzige Mario Barth schon wünschen – mit Wasserwerfern!

  3. okrinom says:

    Ich empfinde die Kritik am Blogeintrag selbst als verfehlt, weil sie in meinen Augen am Inhalt des Blogeintrags vorbeigeht. Unabhängig davon, dass der Autor beim Umgang mit der Kritik völlig versagt hat, finde ich es merkwürdig dass der Blogeintrag selbst kritisiert wird, statt die in ihm beschriebenen gesellschaftlichen Phänomene (eben das sexuelle “Meme” des Verkehrs eines heterosexuellen Mannes mit zwei oder mehreren Frauen und der Umgang mit dieser Vorstellung) zu kritisieren. Es geht im Blogbeitrag in meinen Augen eben nicht um das Verhältnis des Erzählers zu den beiden Frauen, sondern um das Verhältnis zum Männlichkeitsideal des Erzähler und seinen exuellen Phantasien.

    Dass dieses Meme in großen Teilen der heterosexuellen Männerwelt herumgeistert ist für mich absolut evident. Ob dieses Meme grundsätzlich sexistisch ist, müsste weiter diskutiert werden finde ich.

    Ich frage mich ein wenig was eigentlich Kern der Kritik an dem Blogeintrag ist: Das er die Gedanken in der Situation mit den zwei Frauen hatte, das er diese Gedanken mehr oder weniger kommentarlos veröffentlicht hat oder dass er dann auf die Kritik vollkommen unsouverän und falsch reagiert hat? Ich persönlich finde nur letzteres kann man dem Autor vorwerfen.

    Gedanken, vor allem sexuelle Vorstellungen, lassen sich in meinen Augen kaum steuern und die Veröffentlichung dieser Episode ohne sie zu kommentieren erfüllt in meinen Augen durchaus einen dokumentarischen Zweck.

  4. Anne Roth says:

    Ich höre gerade noch zu und bin gerade bei Minute 40 angekommen. Das Thema feministische Kritik in Blogs / Erfahrungen von Bloggerinnen fand ich sehr gut. Allerdings finde ich Euch (inhaltlich) schwer zu verstehen, weil ich den Vortrag von Svenja Schröder ja nicht kenne. Deswegen: wann gibt es den denn zum Nachhören? Hätte ich sowieso gefragt, weil ich den wirklich gern hören würde.

    Und zurück zum Podcast hier: wie gesagt, das Thema finde ich prima und unterstelle mal, dass ich Euch auch inhaltlich meistens zustimme, und dazu würde ich Euch gern vorschlagen, mehr an solche HörerInnen zu denken, die null Ahnung haben von dem, worüber Ihr redet und vielleicht ein paar mehr Beispiele zu nennen, damit klarer wird, was Ihr genau kritisiert.

    Und noch ein technischer Kommentar: Ihr sagt relativ oft ‘Äh’. Wenn es eine bewusste Entscheidung ist, eure Gespräche nicht zu editieren, dann überlest meine Bemerkung einfach. Ansonsten würde ich gern vorschlagen, ein paar davon rauszuschneiden. Dass das beim Reden passiert, ist normal und die wenigsten Leute sprechen ‘ohne’. Zum Zuhören finde ich es ein bisschen anstrengend.

  5. fm says:

    Und, wie gefällt Dir Dein sugru?

    Ich hatte auch das Glück, schnell genug zu bestellen. Leider ist mir bisher außer einer Ummantelung für meinen Fahrrad-Schalthebel noch kein weiterer toller Verwendungszweck in meiner häuslichen Umgebung eingefallen. Ist ein bischen der Google Wave-Effekt: offensichtlich sehr nützlich, aber noch unklar, wofür. ;)

  6. ihdl says:

    @anne danke für die kritik. nicht editieren ist ne bewusste entscheidung, ja. die produktion ist quick and dirty, sonst wäre mir das auch zu aufwendung und würde nicht so viel spaß machen. aber besser reden lernen wäre schon was :) die zum teil schwere zugänglichkeit unserers geredes wurde schon öfter angemerkt, und ich kann das auch nachvollziehen. ich versuche mal, mir das beim reden noch mehr bewusst zu machen. für mich ist podcasten und bloggen auch ein versuch, dieses vermitteln von überlegungen auszuprobieren und zu verbessern.

    der vortrag von svenja wird demnächst auf http://www.agqueerstudies.de im podcast erscheinen. ich sag dann hier und via twitter bescheid.

    @fm das sugru konnte ich noch nicht ausprobieren, aber es könnte sein, dass es gerade gekommen ist. nur bin ich nicht zu hause :) erfahrungsbericht dann also nächstes jahr. ich plane ja u.a., damit meine stiefel bzw sohlen und eine porzelanfigur meiner mitbewohnerin, die eigentlich mit dem kopf wackeln sollte, zu reparieren. ich bin gespannt.

  7. fm says:

    wg. sugru:
    Das erste Kontingent von 1000 Paketen ist angeblich schon verschickt. Meins ist vor ca. 10 Tagen angekommen. Falls Du im zweiten Batch bist, kriegst Du’s irgendwann bis Ende Februar.

    Wenn Du’s solange nicht aushältst (nasse Füße), gebe ich Dir gerne was ab (s.o., Ideenlosigkeit). Bin auch in HH.

  8. Joël says:

    Ich mochte die Folge, vor allem weil ihr ziemlich locker-flockig ins Thema einsteigt.
    Ich habe die Aufregung um den Beitrag auf dragstripgirl (das ich lustigerweise auch noch vor zwei Tagen empfohlen bekommen habe) erst jetzt mitbekommen und wenn ich so sehe, was sie darüber schreibt, scheint es auch ein Kommunikatiounsproblem zu geben, nämlich dass irgendwo zwischen KritikerInnen und Kritisierten das “Das sind auch Menschen” und das sehr wichtige “Wer sexistische Aussagen reproduziert, muss deshalb noch lange kein_e SexistIn sein.” verloren gegangen zu sein scheint. Der Ton macht die Musik.

    Wobei ihr aber Recht damit habt, dass man öffentliche Texte wohl auch öffentlich kritisieren darf.

    Was mich noch interessieren würde: Hätte die Geschichte auch “gut” erzählen können?
    Und ich musste gerade an GuyDykes denken. Spannendes Thema, aber wohl nicht so nrrrdzig.

  9. Kb says:

    Hallo. Ich warte seit Wochen sehnsüchtig auf die nächste Folge, aber ich seh sie hier nicht… könnt ihr/kannst du uns mal updaten?

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