Avanti – Projekt undogmatische Linke veranstaltet am kommenden Mittwoch, dem 12. März eine Diskussionveranstaltung zum Thema Schöner neuer Feminismus? Emanzipative oder neoliberale Familienpolitik? Für mich ist das ein Pflichttermin, den ich äußerst gerne wahrnehme.
Kaum zu glauben: Mit Ursula von der Leyen propagiert eine konservative Familienministerin, dass Männer »Mitverantwortung für die Familienarbeit« leisten und »Mütter den Zugang zum Arbeitsmarkt« erhalten sollen. Erleben wir den endgültigen Siegeszug der feministischen Bewegung?
Wohl kaum. Die politische Bühne vollzieht zur Zeit eher eine ökonomische Entwicklung nach, die
die Vorzeichen von Arbeitsteilung seit den 70er Jahren verschoben hat.Der Familienlohn, der früher – zumindest für große Teile der Lohnabhängigen – die starke Stellung des patriachalen Ernährers manifestierte, ist zu teuer geworden. »Die Rolle des Alleinernährers […] bricht zunehmend weg« (von der Leyen).
Stetige Reallohnsenkungen und der Ab- und Umbau der staatlichen Sicherungssysteme haben längst den universellen Zwang einer/eines jeden, sich als LohnsarbeiterIn ausbeuten zu lassen, manifestiert. Das beste Beispiel dafür ist Hartz IV.
Doch an der Verteilung der Reproduktionsarbeit hat sich real wenig geändert. Für den überwiegenden Teil Frauen bedeutet der »Zugang zum Arbeitsmarkt« Doppelbelastung und prekäre Arbeitsplätze.
Allemal die Bessergestellten haben im Zuge ihrer Integration einen deutlichen Prestige-Gewinn erfahren und können nun ihre Reproduktionsaufgaben auf eine (oft Migrantische und unterbezahlte) HausarbeiterIn verlagern. Genau solche Frauen sind gemeint, wenn es um Elterngeld oder Kita-Plätze geht.
Während den Ärmeren und damit den meisten Alleinerziehenden die Hälfte der Bezugsdauer gestrichen wurde, können gut verdienende Eltern kräftig profitieren.
Umverteilung von unten nach oben. Denn: Die Eliten-Reproduktion ist in Gefahr. Weil der unverminderte Kinderreichtum der Sozialblocks durch unser Bildungssystem außen vor bleibt, müssen die Fachkräfte halt von den Fachkräften gezeugt werden.
Beim Tresengespräch wollen wir uns darüber unterhalten, wie die familienpolitische Debatte interpretiert und emanzipativ reagiert werden kann:
Welche Interessen werden bedient? Was ist das überhaupt, „Familie“? Warum kann von der Leyen ihre Positionen durchsetzen?
Welche Forderungen sind in Anbetracht der unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen von ReproduktionsarbeiterInnen formulierbar?
Es diskutieren: Hilde Hoherz (Historikerin), Jonas (Avanti)
12. März, 19.00 Uhr, Werkstatt 3 (Saal), Nernstweg 32, Hamburg-Altona; Eintritt frei
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