Dass der “aktivierende Sozialstaat” gerne mit eigenverantwortlichen Subjekten zusammenarbeitet, ist ja keine Neuigkeit. Wie Eigenverantwortung in Alltagspraxen konstruiert wird, hat mir eine Geschichte aus meinem Umfeld heute vor Augen geführt:
Der Landkreis bietet eine Maßnahme mit dem schönen Namen “Job-Fit” für Arbeitslose über 50 an. In der Informationsveranstaltung heißt es, dass u.a. ein Logopäde und eine ehemalige Friseurin als DozentInnen dabei sein werden. Es wird eine Farb- und Typberatung geben, und vermutlich eine Art Sprecherziehung, um besser anzukommen bei potentiellen ArbeitgeberInnen.
Aus dem strukturellen Problem der Arbeitslosigkeit und der Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt wird durch solche Maßnahmen ein persönliches Problem, dass sich mit einem etwas blaustichigeren Lippenstift, einem Halstuch in warmen Farben, und einer deutlicheren Aussprache lösen lässt. Wenn man nur will.
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