Bevor es endgültig zu spät ist, muss ich meinem Gehirn noch ein paar Erinnerungen an den letzten Tag der diesjährigen re:publica entnehmen und diese aufschreiben. Die Veranstaltungen am Morgen fanden wieder im dunklen Friedrichstadtpalast statt. Der Kommunikationssoziologe Jan Schmidt eröffnete den Tag mit einem gelungenen Vortrag über “Wandel von Öffentlichkeit – Wandel von Privatssphäre”, bei dem er auf Normbildungsprozesse in sozialen Netzwerken einging. Mit einer schönen Analogie verdeutlichte er, wohin die Reise vielleicht gehen kann: In Holland ist es nicht üblich, Vorgänge am Wohnzimmerfenster zu haben, so dass es möglich ist, von der Straße aus den Leuten beim Leben zuzuschauen. Trotzdem macht man es nicht.
Im Anschluss war Esra’a Al Shafei von mideastyouth.com zuerst mit einem Vortrag, und dann als Panelteilnehmerin zusammen mit Mary C. Joyce, der New Media Operations Managerin für die Obama Kampagne, auf einem von Mercedes Bunz moderierten Podium. Für viele Teilnehmer_innen der Konferenz war Al Shafeis Vortrag über ihren New Media Activism im Nahen Osten wohl das inspirierendste, was es in den Tagen zu hören gab.
Zu Jimbo Wales gibt es nicht viel zu sagen: Guter Vortragsstil, aber etwas über Wikipedia , Wikis und Wikia zu erfahren, war für die meisten Anwesenden im Saal wohl überflüssig. Anders dagegen Cory Doctorow, der über Medien im 21. Jahrhundert sprach, deutlich machte, dass es kein Zurück gibt, wer sich aus welchen Gründen am Ende durchsetzen wird, und dass DRM und co. nichts bringen wird. Ein richtig guter Vortrag, der sehr gut am ersten Tag als Keynote funktioniert hätte. An diesem Punkt wurde mir auch klar, was eines der Probleme der gesamten Konferenz war: Die Dramaturgie. Eher langweilige, selbstbezügliche Panales am ersten Tag vs. Inspiration und Staunen am dritten Tag. Es ist vermutlich eine organisatorische Frage, wer wann sprechen kann, aber anders rum wäre es viel besser gewesen.