Ich hab seit Monaten eine nicht zu Ende formulierte Überlegung zu Wikileaks auf Platte, die ungefähr so geht:
Wikileaks legt nahe, dass das Offenlegen von Informationen entscheidend ist, um den Lauf der Dinge zu verändern. Die Wahrheit zu erfahren allein reicht aber nicht. Wir wissen, dass Kriege abgefuckt sind, dass im Irak gefoltert und Zivilist_innen getötet wurden. Das macht die Sache nicht weniger kompliziert. Eine Haltung ist damit noch lange nicht in Sicht. Alle Jubeljahre kann es natürlich auch mal vorkommen, dass eine Wahrheit ans Tageslicht kommt, die eine Sache ganz anders aussehen lässt. Wo wirklich vertuscht wurde, wo die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt worden ist. Aber Politik läuft im Regelfall nicht so ab. Interessenkonflikte, systemische Widersprüche, Machtansprüche oder meinetwegen auch das Ringen um Konsens bestimmen das Geschäft. Wikileaks beruht auf der Idee, dass die Wahrheit reicht, damit das Kartenhaus der Mächtigen zusammenfällt. Auf mich macht vieles von dem Gerede rund um Wikileaks dein Eindruck, als ginge es darum, durch die Aufdeckung der Wahrheit das Kartenhaus der Mächtigen einstürzen zu lassen.
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Neulich fragte Kulla auf Twitter, zu welchem Thema er denn dieses Jahr einen Vortrag zum Chaos Communication Congress einreichen könnte, der dann in guter Tradition wieder abgelehnt und in der C-Base gehalten wird. Mein Vorschlag war “Warum die Wahrheit uns nicht retten wird – Wikileaks Edition”. Das kam dabei raus:
Warum Wahrheit und Transparenz nicht frei machen
Die Wahrheit über Herrschaft und Ausbeutung wurde von Wikileaks und Transparenz-Kampagnen nicht bekannter gemacht: daß sie nämlich abgeschafft gehören, wenn die Menschen frei sein sollen. Die dagegen läppischen Wahrheiten über dieses oder jenes Verbrechen helfen dabei wenig. (weiterlesen)
Mal schauen, was das Auswahlkommittee zum 27C3 dazu sagt.
“Wikileaks beruht auf der Idee, dass die Wahrheit reicht, damit das Kartenhaus der Mächtigen zusammenfällt.”
Kannst Du dafür eine Quelle nennen? Oder ist das eine Behauptung, die Du Dir einfach ausgedacht hast?
“Mal schauen, was das Auswahlkommittee zum 27C3 dazu sagt.”
Naja, höchstwahrscheinlich wie zuletzt immer: Soll er das doch in der Base machen!
Das ist eine Behauptung und nicht korrekt formuliert. Auf mich macht vieles von dem Gerede rund um Wikileaks dein Eindruck, als ginge es darum, durch die Aufdeckung der Wahrheit das Kartenhaus der Mächtigen einstürzen zu lassen.
Wenn man da nur so “nach Gefühl” geht, dann macht das auf mich den Eindruck, als ob es leicht passieren kann, dass man sich eher mit der eigenen Projektion auf etwas als mit dem Ding ansich zu beschäftigt.
Wenn Deine These zutrifft, müssten sich ja leicht Belege dafür in den Äußerungen von Assange oder auch Daniel Schmitt finden lassen. Aber gut, da ich jetzt auch keine Zeit habe, die Äußerungen nach Gegenteiligem durchzusehen, muss es wohl erstmal beim argumentativen Patt bleiben. :)
“Aber Politik läuft im Regelfall nicht so ab. ”
Ach? Und was bringt Dich ausgerechnet zu dieser Erkenntnis? Ich denke, Primatenpolitik läuft NUR so ab. Es wird gelogen und getäuscht und getrickst wo immer es nur geht, wenn es der Mehrung und dem Erhalt der eigenen Macht dienlich ist. Nenn mir 3 Gegenbeispiele, auf die ich nicht mit jeweils 3 weiteren Korruptions- und Lügenbeispielen kontern kann.
Ich sage nicht, dass in der Politik nicht gelogen und getäuscht wird, aber es macht für mich nicht das Wesentliche der Politik aus. vgl. nrrrdz10
Naja, ich bin wahrscheinlich durch Stuttgart21 extrem übel vorbelastet. Ich habe hier jetzt ein 3/4 Jahr Politik hautnah miterlebt und bin wahrlich schockiert über die Umgangsweise innerhalb der Politik. Selbst innerhalb einzelner Gruppierungen und Fraktionen herrscht ein Hauen und Stechen, dass ich mich mit Grausen abgewandt habe.