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Artikel zum Butler Vortrag & Workshop im Mai

Christiane Wehr hat bei The Thing – Hamburg einen Bericht zu Butlers Vortrag und dem anschließenden Workshop “Queer, Sexualpolitiken und der Menschenrechtsdiskurs” veröffentlicht: Freiheit in Unfreiheit? Judith Butler und ein Workshop.

In den nächsten Tagen schreibe ich vielleicht noch ein Kommentar zu Christianes Text, denn da steckten interessante Gedanken drin.

Es konnte ja nur besser werden, nach dem Zum Wundern und Kopfschütteln außerdem noch der Link zum merkwürdigen taz Hamburg-Artikel vom 21. Mai.

Rezension: Iris Radisch – Die Schule der Frauen


Die Literaturkritikerin und Journalistin Iris Radisch mischt sich in die Debatte um Familie, Kinderbetreuung und Geschlechterverhältnisse ein. Im Gesamtbild ist „Die Schule der Frauen“ (2007, DVA) sicher einer der intelligenteren Beiträge zur dieser Diskussion. Radisch schreibt nicht nur über die Betreuungsproblematik, sondern vor allem darüber, wie sich die Welt für Männer und Frauen verändert hat, und was das für ihre romantischen Beziehungen und ihr Familienleben bedeutet. Radischs oft kluge, essayistisch zu Papier gebrachten Beobachtungen und Schlussfolgerungen stellen jedoch kein ungetrübtes Lesevergnügen dar. Zu sehr sind ihre Beobachtungen unhinterfragt geprägt von ihrer eigenen Position als Angehörige der intellektuellen Mittelschicht.
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Straight Sex in Space

Spiegel Online berichtet über ein Papier der Nasa zu Sex in der Schwerelosigkeit ethischen Fragen, die sich in Bezug auf mögliche Langzeitmissionen stellen. Es geht um die maximale Wochenarbeitszeit von Astronaut_innen (vorbildlicherwiese nur 48 Stunden!), Krebsrisiken und so. Um Sex geht es nicht. Dabei weiß die Autorin Laura Woodmansee (“Sex in Space”) zu berichten “Sex in der Schwerelosigkeit ist die ‘Killer-Anwendung’ von Weltraumtourismus.”

So, und wer in folgendem Zitat den Heterosexismus findet, darf ihn behalten:

Kein Wort fällt nach AP-Angaben im Ethik-Leitfaden zum Thema Lust. Bitter nötig wäre ein Verhaltenskodex durchaus. “Es wird eine Entscheidung über gemischtgeschlechtliche Crews geben”, sagte Bioethiker Wolpe. Derzeit ist es üblich, dass an Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS) auch weibliche Astro- und Kosmonauten teilnehmen. Schwer vorstellbar, dass Frauen von Flügen zu Mond und Mars ausgeschlossen werden. “Da wird es heftige Debatten geben”, sagte Wolpe. (SpOn)

Bericht zu Gestern (das mit dem gender und dem studiVZ)

Gestern hatte ich ja auf die Veranstaltung zu Geschlecht und Web2.0 in der Clémentine Clayonnage hingewiesen. Es folgt eine kurze Zusammenfassung, die ich eben schon beim Genderblog gepostet habe.

Henning hat seine diskursanalytische Arbeit zum StudiVZ vorgestellt, die sich mit zwei Fragen auseinandersetzt: (1.) Welche Möglichkeiten der geschlechtlichen Positionierung gibt es bei StudiVZ und auf anderen Web 2.0 Plattformen und (2.) wie sieht die Debatte um geschlechtergerechte Sprache dort aus?

Das StudiVZ bietet den User_innen nur die Möglichkeit, sich als männlich oder weiblich anzumelden. Kreuzt mensch keines der entsprechenden Kästchen an, kommt mensch nicht rein. In den meisten Fällen werden die User_innen im StudiVZ auch mit der männlichen Form angesprochen. In anderen Web 2.0 Communities (Flickr, last fm) sieht es glücklicherweise anders aus.

Hennings Diskursanalyse untersuchte den Diskurs im Forum der StudiVZ-Gruppe “Gendergerechte Sprache im StudiVZ”, in der auch Interaktion mit Gegener_innen von geschlechtergerechter Sprache stattfand. Sein Ergebniss ist u.a., dass die hegemoniale Norm der Zweigeschlechtlichkeit als Referent für den Diskursverlauf bestehen bleibt und sie einerseits die Argumentation an die Norm anpassen muss und andererseits die Ziele der Gruppe im Laufe der Diskussion zurückgeschraubt wurden.

Einige interessante Punkte im Vortrag und in der Diskussion waren außerdem:

– die Antwort des StudiVZ-Teams, eine Abkehr von der Geschlecherbinarität bei der Anmeldung sei technisch nicht möglich;
– trotzdem aber bei anderen Angaben offener ist: auch das Legoland wird als Wohnort akzeptiert;
– die These, dass wirtschaftliche Interessen der Grund dafür sind, dass das StudiVZ so auf das preisgeben des “wahren” Geschlechts pocht (Generierung von Mediadaten);
– die Strategie von User_innen, durch Änderung der persönlichen Angaben immer wieder ein Gender-Switching zu betreiben;
– und Hennings These, dass das Internet nicht nur ein Werkzeug ist und dass die Grenzen von Technik und Geschlecht verwischen.

Der Beitrag zu World Of Warcraft ist leider ausgefallen ist. Wir sind nur in der Diskussion kurz auf WoW eingangen sind. Es war trotzdem ein angregender Abend in der sehr netten Atmosphäre der Clémentine Clayonnage.

Veranstaltung zweigeschlechtliche Zwangspositionierung im Web zwopunktnull

das passt doch super zum unten angerissenen thema!

Digitale Geschlechterverhältnisse
Ein Abend zu Gender in Internet und Computerspielen

Am nächsten Donnerstag (26. April) wird ab 20:30 Uhr in der Clémentine Clayonnage (Hamburg, St. Pauli) ein Abend zu Geschlechterverhältnissen im Web 2.0 und Computerspielen stattfinden. Neben einem Vortrag zu Gender-Switching in World-of-Warcraft werde auch ich (henning) eine kleine Präsentation halten. Thematisiert werden hier geschlechtliche Positionierungsmöglichkeiten (wenn man so will: Rollen) in Online-Communities. Hierbei wird insbesondere das studiVZ in einem diskursanalytischen Versuch auseinander genommen. Außerdem soll ein Blick auf Widerstände und Alternativen zu zweigeschlechtlichen Zwangspositionierungen in Web 2.0-Plattformen geworfen werden.

Die Adresse der Clayonnage ist: Clemens-Schulz-Straße 70 / 20359 Hamburg
Das ganze kostet nix.

bekommen per mail. die absender_in hats gefunden im Genderblog, die Nachricht saß aber zuerst auf dem Plastikstuhl.

Hach, Du bist so unbeschreiblich männlich!

Nicht nur im gesellschaftlichen Mainstream hat Männlichkeit ungebrochen Konjunktur, sondern scheinbar selbstverständlich auch zunehmend in den Communitys von Lesben, Schwulen, Trans-Menschen und anderen Queers: Schwule orientieren sich an Idealen heterosexueller Männlichkeit, sei es der Sportler, der Skinhead oder der Cowboy aus Brokeback Mountain. Drag Kings zelebrieren ihrerseits Inszenierungen von Männlichkeit auf den Bühnen queerer Subkulturen. Gleichzeitig schreiben heterosexuelle Frauen schwule Pornos, während die Figur des Metrosexuellen, die Werbeplakate und Fernsehshows des westlichen Mainstreams bevölkert, Elemente schwuler Kultur aufgreift. Wie ist die Allgegenwart dieses Männlichkeitshypes zu erklären? Erleben wir etwa das Ende der vielbeschworenen «Krise der Männlichkeit»? Aber welche Männlichkeit ist überhaupt in der Krise?

Der gerade bei Männerscharmskript erschienene Sammelband “Unbeschreiblich Männlich. Heteronormativitätskritische Perspektiven”, Herausgegeben von Robin Bauer, Josch Hoenes und Volker Woltersdorff (Hg.), wird am Freitag bei einer Veranstaltung in der T-Stube, Allende-Platz 1, in der Uni Hamburg präsentiert und gefeiert. Die oben angerissenen Fragen werden vielleicht auch bei der Podiumsdiskussion mit den Herausgebern besprochen. Das absolute Highlight wird aber der Auftritt der polyphonen Knabenchorschwuchteln sein, die mit ihrem Programm “Parole Stößchen” für Männlichkeiten schwärmen. Es geht los um 20 Uhr. Die Veranstaltung wird übrigens co-organisiert vom LesBISchwulTranSM – polymorph-perversen Referat der Uni Hamburg.

Fragt sich nur, wohin gehen am Freitag. Im exilierten Hafenklang spielen ja auch die Kids On TV und danach legt Elli Pirelli auf. Und im Übel Und Gefährlich ist später am Abend noch polysexuelle Indie-Bespassung bei Misshapes. Ich sag mal: Die Entscheidung fällt spätestens am Freitag.

Butler kommt und auch sonst ist viel los

Die Ankündigung für all die tollen queer-theoretischen und -künstlerischen Ereignisse, die diesen Mai in Hamburg stattfinden werden, verbreiten sich langsam aber sicher.

Judith Butler ist am 18. Mai 2007 in Hamburg und wird einen Vortrag mit dem Titel Sexual Politics, Torture, and Secular Time halten. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr in der Universität Hamburg, Hauptgebäude, Hörsaal A, Edmund-Siemers-Allee 1.

Das Institut für Queer Theory veranstaltet außerdem einen Workshop zu Queer, Sexualpolitiken und der Menschenrechtsdiskurs am Samstag, 19. Mai, von 10.30 bis 20 Uhr.

Es wird eine Ausstellung in der Kirchenalle 25, nähe Hauptbahnhof geben. Sie trägt den Titel
Behauptungen ausstellen :: Haltungen einnehmen :: Strike a pose! und wird bis zum 30. Mai gezeigt. Die Eröffnung ist am 16. Mai um 19.00 Uhr, und damit leider zeitgleich mit dem Vortrag von Nina Mackert im Rahmen der Ringvorlesung Jenseits der Geschlechtergrenzen an der Uni Hamburg. Nina spricht dort über ihre Magistraarbeit, der Titel des Vortrages ist “An area of contest – Skizzen dekonstruktivistischer Geschichtsschreibung der USA im 20. Jahrhundert”.

Aktiv werden queere Kunstproduzent_innen und solche, die es werden wollen, beim Workshop Queere Kunst Machen von Freitag bis Sonntag, 27.-29.April 2007.

Und damit es in den Tage davor nicht zu langweilig wird und die ganzen Events dann viel zu plötzlich da sind, wurde für Samstag, den 12. Mai noch der Filmabend Die gefühlte Hose im Metropolis Kino organisiert und am Montag (14. Mai) lädt der Queer Monday in den Buttklub mit Evi Nic und C, Bounty und Band (20 Uhr, Hafenstr. 126)

Das wird ne harte Woche ;-)

Alle weiteren Infos, Veranstaltungsbeschreibungen und Kontaktmöglichkeiten findet ihr unter

Queer-Institut.de und Galerie-Broll.com

Nicht gut genug, Feministin zu sein?

Eben hörte ich den 51% Podcast, Folge 925. Dort gab es einen Beitrag zur Frage, ob es eine richtige Art gibt, Feministin zu sein, und wie Frauen mit dieser Frage umgehen. Kompliziert, darum zitiere ich mal:

Feminism, like many isms has different definitions depending on who you ask. Which leaves a lot of questions that can create conflict between people who share many…if not most of their beliefs. Can I be a feminist and wear make up, shave my legs…Date men? Like shopping? Amy Richards and Jennifer Baumgardener have been examining these questions for years. These 30 something feminist authors met about 14 years ago in the office of Ms. Magazine. They began looking at what it really means to be a feminist now. Since then they’ve collaborated on two books on the subject, Manifesta: Young Women, Feminism and the Future, and, Grassroots: A Field Guide for Feminist Activism and have been traveling around the country sharing their thoughts on this new feminism. I caught up with them at a women’s conference at The College of Saint Rose in Albany NY.

Eine Aussage einer der Autorinnen fand ich besonders bemerkenswert: Viele Frauen würden sich nicht als Feministin bezeichnen, oder als solche identitfizieren, weil sie von sich selbst glaubten, nicht gut genug zu sein

Das heißt: Sie erfüllen bestimmte Normen nicht, die sie selbst mit Feminismus verbinden. Sie möchten auch nicht in Situationen kommen, in denen andere sie vorwurfsvoll damit konfrontieren und z. B. sagen: “Also komm, du als Feministin fühlst dich zu dick? …rasierst dir die Beine? …isst Fleisch? ….gehst so gerne shoppen?!”

So habe ich noch die über das “I’m not feminist, but….”-Problem nachgedacht. Es erscheint mir aber ziemlich einleuchtend, ein Label wie “Feminismus”; auch aus diesem Grund für sich selbst nicht anzunehmen, gerade wenn immer wieder Authenzität und Widerspruchsfreiheit von einer_m gefordert werden.

butler on the critical perspective

Without the critical perspective, politics relies fundamentally on an unknowingness – and a depoliticizsation – of the very relations of force by which its own field of operation is insituted.

The questioning of taken-for-granted conditions becomes possible on occasion; but one cannot get there through a though experiment, en epoché, an act of will. One gets there, as it were, through suffering the dehiscence, the breakup, the ground itself.

Judith Bulter, Is Kinship Always Already Heterosexual?