Arbeitsteilung

Heute war ich in der Bibliothek und beobachtete, wie ein Mann mit einem Kind den Eingangsbereich betrat. Das Kind war wahrscheinlich drei oder vier Jahre alt. Ich bin mir aber unsicher bei solchen Schätzungen. Der Mann sagte dem Kind, dass sie sich hier mal aufteilen würden. Ich suchte nach einer weiteren erwachsenen Person, aber sie waren tatsächlich zu zweit unterwegs. Dann bekam das Kind einen Auftrag und den Bibliotheksausweis in die Hand gedrückt. “Du stellst dich hier an und wenn du dran kommst, gibst du die Karte ab und dann geben die dir ein Buch. Ich gehe in der Zwischenzeit kopieren.”

Ich blieb gespannt stehen und beobachtete. Das Kind stellte sich nicht an das Ende der Schlange. Es stellte sich gleich vorne an den Ausgabetresen, die Karte in der einen Hand und eine braune Quitscheente in der anderen. Die Ente wurde auf dem Tresen platziert, die Karte richtung Bibliothekspersonal gestreckt. Die nahmen jedoch keine Kenntnis davon, und bedienten erstmal alle anderen. Keine Chance für Vordrängler, auch nicht, wenn sie quitschende Aufmerksamkeits-Enten dabei haben.

Als die Schlange abgearbeitet war, kam das Kind dran und durfte die Karte abgeben. Ich bin dann weitergegangen. Ob es dann auf seinen kopierenden Begleiter gewartet hat, sich auf die Suche nach dem Kopiergerät gemacht oder losgeweint hat weiß ich nicht. Auf letzteres hatte ich insgeheim die ganze Zeit gewartet – aber vielleicht ist das Kind es ja schon gewohnt, selbstständig Verantwortung zu übernehmen.