Re:publica 09: Donnerstag 2 – Feministische Netzkultur

Mit Spannung erwartet hatte ich selbstverständlich den Workshop zu “Feministischer Netzkultur” mit Katrin Rönicke und zwei anderen Frauen von der Mädchenmannschaft. Katrin stellte zunächst das amerikanische Blog feministing und das britische Blog the f-word vor, und erzählte dann was über das Genderblog, das Mädchenblog und schließlich die Mädchenmannschaft. Sie gab Einblicke in die Arbeit der Mädchenmannschaft und in das, was sie noch vorhaben. Außerdem riß sie die Frage an, warum Frauen so wenig politisch bloggen, und was mensch tun könne, um sie dazu zu bringen. Es wurde viel über Vernetzung geredet, ohne konkret was zu planen. Ich meldete mich per Zwischenruf zu Wort und forderte ein (queer?)-feministisches BarCamp, was – soweit ich das einschätzen kann – nicht das selbe ist, wie ein FrauenBarCamp oder Girl Geek Dinner. Es geht mir zumindest nicht darum, mich mit Frauen aus dem Technikbereich zu vernetzen, sondern mit Feminist_innen über queere und feministische Netzkultur zu sprechen und über mögliche gemeinsame Projekte nachzudenken.

Gut fand ich auch die kurze Diskussion über den Begriff des Schutzraumes für die Kommentarpolitiken in feministischen Blogs. Die meiner Meinung nach notwendige Praxis, Kommentare unter der Gürtellinie und die ewig gleichen antifemnistischen und vor allem die feministischen Argumente und Forderungen notorisch falsch verstehenden Diskussionen nicht zuzulassen, wurde als Schaffen von Schutzräumen im Netz bezeichnet. Schutzräume sollen eine Atmosphäre schaffen, in der sich jede_r traut, ihre_seine Meinung zu sagen und sich an Gesprächen zu beteiligen. Ob der Begriff des Schutzraumes dafür angebracht ist, wurde durch eine Plenumsteilnehmer_in in Frage gestellt. Damit werde die weibliche Opferrolle reproduziert. Ich halte ein selbstbewusstes “this is my party” übrigens auch für die klügere Haltung in dieser Frage.

In der Session war für meinen Geschmack zu viel von “den Frauen” die Rede, und Konflikte oder Heterogenität wurden nicht sichtbar, außer bei dem Verweis von Julia Seelinger auf den medial hochgespielten Konflikt zwischen dem “neuen Feminismus” à la “Wir Alphamädchen” und dem “alten Feminismus” à la Emma. Es gibt so viel mehr, und ein weitergehender Austausch wäre sicher nicht reibungslos, aber interessant. Ich bin gespannt, was von der Mädchenmannschaft in diesem Jahr noch kommt, und freue mich darüber, verschiedenen Namen aus der feministischen Ecke der Blogosphäre und von Twitter jetzt Gesichtern zuordnen zu können.

9 comments

  1. danilola says:

    danke für den bericht. die menschen aus dem gender@wiki e.v. planen schon lange ein feministisches BarCamp. leider sind wir zu wenige, um ein solchen personell und finanziell zu organisieren.

  2. ihdl says:

    gestern gab es auch positive reaktionen auf den vorschlag. wir sollten alle mal überlegen, wie so etwas organisiert werden kann!

  3. sv says:

    Eine schöne Zusammenfassung! Ich hab meinen Kommentar auch nochmal überdacht und stimme Dir nach einer weiteren Reflektion zu. :) Ich glaube, ich bin einfach zu sehr von meinen privaten Offline-Diskussionen gebiast und hab die Transferleistung ins Online-Medium verpasst.

    Aber ich freue mich sehr, dass ich einen Raum habe, konstruktiv zu reflektieren! :)

    Btw: Lolhumans FTW!

  4. danilola says:

    @ ihdl

    ja – ich bin auf jeden fall dabei. vielleicht starten wir einen aufruf, der in allen möglichen blogs veröffentlicht wird und tragen die ergebnisse im gender@wiki zusammen?

  5. Ich finde die Idee eines feministischen Barcamps auch gut. Man könnte dem ganzen noch ein bischem mehr Struktur geben als ein Barcamp, vielleicht mit einer Podiumsdiskussion. Ich würde mich wenn es möglich ist auch gerne einbringen. Hier in BaWü diskutieren wir gerade an einer Art Metabarcamp herum, an dem an einem Ort mehrere Barcamps stattfinden sollen die sich unter umständen auch gegenseitig befruchten und ne gemeinsame Party haben. Wäre das nicht vielleicht eine Idee wo man sich mit einem queer-feministischen Barcamp anhängen könnte? So kann man auch mit wenigen Leuten die Strukturen eines großen Barcamps nutzen.

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