Als in der vergangenen Woche in der Taz ein Pro/Contra Artikel zur Schwangerschaft von Transmann Thomas Beatie erschien, löste der Text von Arno Frank zur Frage, ob Beatie nun Vater oder Mutter sei, eine Vielzahl von Reaktionen aus. Obwohl die Taz auf dem Küchentisch lag, erfuhr ich über den Text zunächst über diverse Mailinglisten. Auch in Blogs wie yeahpope, andersdeutsch und bei Till Westermayer wurde das Thema kritisch aufgegriffen.
Der Text von Frank, den ich an dieser Stelle nicht zitieren möchte, löste Proteste aus: In der Leserbriefspalte der Taz am Wochenende war Franks Text das einzige Thema, und alle Leserbriefschreiber_innen bezogen Stellung gegen die diskriminierende und patologisierende Polemik des Autors. Auf der Webseite der Taz waren nach erscheinen des Textes zunächst drei Leser_innenkommentare zu sehen. Ich hatte selbst einen Kommentar hinterlassen, aber zu diesem Zeitpunkt wurden vermutlich zunächst keine weiteren Kommentare mehr freigeschaltet. Der Zählerstand blieb in den nächsten Stunden auf 3. Heute habe ich die Seite noch einmal aufgerufen, und jetzt sind dort 40 eingegangene Kommentare zu lesen (meinen aber nicht *seufz*). Anscheinend war die Zahl der Leser_innenreaktionen hoch genug, um den Redakteuren dort einiges an Arbeit zu machen.
Lukas hat in seinem Blog angeregt, beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen den Text von Arno Frank einzulegen:
Sowohl der Autor als auch die Taz selbst, verstößt mit dem Verfassen und Abdrucken dieses Artikels gleich gegen mehrere Ziffern des Pressekodex und zwar gegen:
Ziffer 1 – Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.Ziffer 9 – Schutz der Ehre
Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.Ziffer 12 – Diskriminierungen
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
Das ist ein bedenkenswerter Vorschlag, wie ich finde. Ich hoffe ja noch darauf, dass die Taz von sich aus zu dem Thema noch einmal Stellung nimmt, und die negativen Reaktionen auf Franks Artikel selbstkritisch aufgegriffen werden. Eine Entschuldigung wäre angebracht. Bisher habe ich in dieser Richtung aber leider noch nichts gelesen.