Silicon Valley bereitet sich auf den Klassenkampf vor

… unter anderem. Wie Evan Osnos für den New Yorker berichtet, haben dort einige CEOs und Venture Capitalists erkannt, dass man sich Resilienz auch kaufen kann. Im Fresh-Air-Interview erzählt Osnos von den Luxusbunkern, in denen diese Leute den Nuklearen Winter, Hungersnöte nach GPS-Ausfall, oder aber den Aufstand der Abgehängten aussitzen wollen. Better be prepared.

re: Trump

Milliardär mit narzistischer Persönlichkeitsstruktur und einem tief verankerten Rassismus kann nicht genug bekommen. Wird durch die Existenz des ersten schwarzen Präsidenten dermaßen provoziert, dass er anfängt, seinen Plan, Präsident zu werden, ernsthaft anzugehen. Trifft auf ein politisches System, das durch die teilweise Übernahme der GOP durch die Teaparty bereits instabil geworden ist.

Im Laufe der Zeit zeigt sich, dass die Person im gegenwärtigen medial-politischen Setting gar nicht so schlecht funktioniert. Es docken sich verschiedene politische Projekte an ihn an: Putin, Neonazis, christliche Fundamentalisten, aber auch Kapitalfraktionen. Wie gelingt das? Indem man sich die Persönlichkeitsstruktur der Person zunutze macht und ihn umgarnt. Im Foreign Policy ER-Podcast (ab Minute 37:40) diskutieren sie, ob das nicht genau auch die Strategie sein sollte, mit Trump umzugehen: “… a handsome and intelligent person [like you] would do such and such.”

“Mit der AfD kommt Deutschland in der Normalität an”

Man wäre schlecht beraten, die Augen zu verschließen und zu hoffen, dass der Albtraum bald von alleine zu Ende geht

Quelle: Mit der AfD kommt Deutschland in der Normalität an | Benjamin Opratko auf Huffingtonpost

Hörts dem Österreicher zu, der kennt sich aus mit dieser Art von Rechtsextremen und hat sogar eine Idee, wie linke Politik reagieren kann.

Anti-Genderismus – Besprechung auf feinschwarz.net

In modernen Gesellschaften gibt es immer wieder Kämpfe um kulturelle Hegemonie, um die „Leitkultur“, die von allen beachtet werden soll. Auch die Auseinandersetzungen um Sexualität und Geschlecht sind als Teil dieses „Kulturkampfes“ zu identifizieren. Hinter Gender und Anti-Genderismus stehen die Verunsicherungen einer Gesellschaft, deren Veränderung zwar nicht steuerbar ist, die aber doch einen hohen Bedarf an Orientierung mit sich bringt. Es geht um Verunsicherungen durch prekär gewordene Arbeitsverhältnisse ebenso wie um Kämpfe um kulturelle Definitionshoheiten, die gegenwärtig geführt werden – samt ihren Aporien und Selbstwidersprüchen.

Quelle: Anti-Genderismus – feinschwarz.net

Der hier besprochene Band enthält einen Beitrag zu “Anti-Genderismus im Internet: Digitale Öffentlichkeiten als Labor eines neuen Kulturkampfes”, den ich zusammen mit Anna-Katharina Meßmer geschrieben habe.

Bewegung/en

Bewegung/en

Heute in der Post: Die gerade erschienene Sonderausgabe der Zeitschrift GENDER mit den Beiträgen zur 5. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien. Der Band enthält eine Reihe von Beiträgen zum Thema Bewegung/en, darunter auch ein Beitrag von mir über “Bewegte Subjektpositionen: Konflikte und Verschränkungen von Netzbewegung und Netzfeminismus”. Das Heft ist zugänglich über Fachbibliotheken und den Buchhandel.

Bauschke-Urban, Carola; Both, Göde; Grenz, Sabine; Greusig, Inka; König, Tomke; Pfahl, Lisa; Sabisch, Katja; Schröttle, Monika; Völker, Susanne (Hrsg.) Bewegung/en. Beiträge zur 5. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien, GENDER Sonderheft/Special Issue, Band 3.

Netzpolitik verstehen

Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt lädt ein, zu einem Diskussions- und Filmabend über die Netzpolitik. Gemeinsam mit Politikern und Netzaktivisten soll diskutiert werden, welchen Platz Netzpolitik in der politischen Bildung haben kann. Zudem wird eine Filmdokumentation der letzten netzpolitischen Brüsselfahrt gezeigt, sowie eine Episode der britischen Serie „Black Mirror“. Gäste: Petra Sitte (MdB, Die Linke), Matthias Graner (MdL, SPD), Tobias Wangermann (Konrad-Adenauer-Stiftung) und Kathrin Ganz (TU Hamburg-Harburg). Moderation: Jule Eikmann (Breitband, Deutschlandradio Kultur). Eintritt frei.

10. Februar 2016, 19-21 Uhr im Puschkino in Halle an der Saale.

Gramsci hated New Year’s Day

That’s why I hate New Year’s. I want every morning to be a new year’s for me. Every day I want to reckon with myself, and every day I want to renew myself. No day set aside for rest. I choose my pauses myself, when I feel drunk with the intensity of life and I want to plunge into animality to draw from it new vigour.

schrieb Antonio Gramsci am 1. Januar 1916 in der Turin-Ausgabe von Avanti! in seiner Kolumne “Sotto la Mole”. Der Text wurde vor einem Jahr im Viewpoint Mag veröffentlicht. Via Ingo Stützle.

OK Google

Montag früh. Im Lufthansa-Flug Hamburg-München sitzen vorwiegend Geschäftsleute auf dem Weg zum ersten Termin der Woche. Noch steht die Maschine auf dem Rollfeld. Während die letzten Gepäckstücke verstaut werden, haben die meisten Insassen ihre Telefone und Tabletts in der Hand und checken noch mal schnell ihre Mails. Plötzlich übertönt eine laute Stimme die Szenerie:

OK Google: Mail an Chef. Betreff: Ich kündige. Text: Ich kündige. Senden.

Dies ist ein Anti-Terror-Anschlag des Asozialen Netzwerks.

2015 – Bücher

Ein von @ihdl gepostetes Foto am

Barack Obama – Dreams From My Father/Ein amerikanischer Traum
Who lives? Who dies? Who tells your story? Das Buch ist von 1995, als noch niemand ahnen konnte, das er heute sein letztes Präsidentschaftsjahr vor sich hat. Damals hatte Obama gerade sein Jurastudium hinter sich und arbeitete als Anwalt in Chicago. Es erzählt die über Kontinente hinweg verwobenen Geschichten von Menschen, die für Obama Familie sind: Mutter, Vater, die Großeltern auf Hawaii, der Stiefvater in Indonesien, die Obamas in Kenia, Schwester Auma, die in Deutschland gelebt hat, und die Community in Chicago, mit der Obama als Organizer gearbeitet hat. Ein Buch über transnationale Affekte und post-kononiale Subjektivitäten.

Jonathan Franzen – Purity
Das Internet, Journalismus vs. Whistleblower, Transparenz und Überwachung bilden in erster Linie die zeitgenössische Kulisse für eine Auseinandersetzungen mit … Müttern. Nicht so schlimm wie befürchtet.

Guiseppe Fiori – Das Leben des Antonio Gramsci. Eine Biographie
Hat mir den historischen Kontext vor Augen geführt, vor dem Gramsci seine Theorie entwickelt hat. Außerdem ist eine absurd-witzige Geschichte über Igel drin.

Philip Felsch – Der lange Sommer der Theorie
Wie sich westdeutsche Linke auf die Suche nach der coolsten Theorie begaben. Ein Buch über Fandom.

Deniz Utlu – Die Ungehaltenen
Eine schöne Erzählung über die Sprachlosigkeit zwischen Generationen und Erfahrungen.

Sibylle Berg – Der Tag, an dem meine Frau einen Mann fand
Peinliche bürgerliche Selbstbezogenheit, wechselnd aus der Perspektive eines Ehepaares geschrieben. Das haptisch schönste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe. Über das Buch hat Dorothea auch bei hauptsache fadengeheftet etwas geschrieben. Go read.

2015 – Musik

Top-10-Listen am Ende eines Jahres sind etwas, über das ich staune. Anscheinend fällt es anderen gar nicht so unglaublich schwer, ihre Geschmacksurteile auch noch in eine Reihenfolge zu bringen. Und die Listen wirken immer so, als hätten sich ihre Verfasser_innen intensiv mit hunderten von Veröffentlichungen beschäftigt. Das ist bei mir, zumindest was Musik angeht, absolut nicht der Fall. Hier die vier Platten des Jahres 2015, die ich tatsächlich aufmerksam und mehrmals mit Genuss gehört habe.

Kendrick Lamar – To Pimp a Buttlerfly
Um mit dem offensichtlichen anzufangen: Lamar ist auch an mir nicht vorbei gegangen. Für diejenigen, die noch nicht davon gehört haben, die beiden Anspieltipps i und King Kunta.

Sleater Kinney – No Cities to Love
Eine Alltime-Lieblingsband, deren neues Album No Cities to Love mir, anders als das von Tocotronic, wieder sehr gut gefallen hat.

Kamasi Washington – The Epic
Beim Konzert im November hat mich Patrice Quinns Performance etwas verstört, weil sie immer so geguckt hat, als ertönten gerade die bezaubernsten Klänge aller Zeiten. Aber die Stücke auf dem fast dreistündigen “The Epic” sind halt auch richtig gut, und Malcom’s Theme ging mir tagelang nicht mehr aus dem Kopf.

Hamilton – Original Broadway Cast Recording
Ein Riesenphänomen in den USA: Ein bis Herbst 2016 ausverkauftes Musical, über das sie beim Slate Political Gapfest ständig sprechen. Es geht um Alexander Hamilton: Revolutionär, Verfasser des größeren Teil der Federalist Papers, hat die Grundsteine des US-Bankensystems gelegt … ein Musical!! Ein Hiphop-Musical!! Ich staune über mich, aber noch mehr darüber, wie Lin-Manuel Miranda diese Geschichte erzählt. Das Problem ist nur, dass ich vor lauter Ohrwürmern nicht schlafen kann, und es deswegen nicht so oft hören darf, wie ich gerne würde.