Category: Hamburg

Queere Videos aus Kanada


Allein schon wegen des Bildes muss ich diesen Veranstaltungshinweis hier posten! Am Freitag wird im feministischen Wohn- und Werkstattprojekt Villa Magdalena K in Hamburg eine Reihe Queerer Videos aus Kanada gezeigt:

coral short präsentiert ein programm mit kanadas feinsten queeren videomacher_*innen. versüßt wird das ganze mit einigen kreativen ahornjägern aus anderen ländern. sie hat die ahornbäume von vancouver über toronto bis montreal angezapft und noch ein paar ausgewanderte biber aus berlin, portland und new york dazugepackt. diese innovativen berglöwen und bären berichten über themen wie kolonialismus, zahnfleischentzündungen, gaybombs und feiernde hexen.

mit: nikki forrest (montreal), leah finkel / julie saragosa (toronto/berlin), clark nikolai (vancouver), maya suess /sepideh (new york city/ vancouver), coco riot (montreal) , helen reed (portland), morgan sea (montreal), michael v smith (vancouver), coral short (montreal), flannypack (montreal), axon dluxe (new york city), anna helme featuring textaqueen (melbourne), vincent chevalier (montreal)

freitag ? 29|01|10 ? 20:00
villa magdalena k ? bernstorffstr. 160 a ? hamburg

Workshop Queer meets Disability

Die AG Queer Studies und das Zentrum für Disability Studies an der Uni Hamburg veranstalten am 4. Januar 2010 einen Workshop mit Robert McRuer (Washington) und Heike Raab (Innsbruck), der die aktuellen Entwicklungsstände und die gegenwärtig geführten Debatten der Queer Disability Studies einerseits aus us-amerikanischer Perspektive und andererseits für den deutschsprachigen Raum aufzeigen. Ein Anliegen ist es, die jeweils unterschiedlichen Diskussionsstände darzulegen und neue Anregungen und Impulse für die deutschsprachigen (Queer) Disability Studies zu erhalten. Weitere Informationen im Blog der AG Queer Studies.

Kaufkraftbindung gleich Aufenthaltsqualität

BewohnerInnen Altonas haben einen Offenen Brief an den IKEA-Gründer Ingvar Kamprad geschrieben. Darin formulieren sie sehr anschaulich, worin das Problem der politischen Definitionsmacht einer lebenswerten Stadt liegt, über das hier im Blog auch schon diskutiert wurde.

Zunächst mal ein Rat: Glaub unseren Politikern kein Wort! Diese Menschen haben eine gestörte Wahrnehmung von der Wirklichkeit in unserem Viertel. Sie halten das Frappant-Gebäude, das du für dein Möbelhaus abreißen möchtest, für einen „Schandfleck“. Das stimmt aber nicht. Im Frappant arbeiten über hundert Künstler, Theaterleute und Musiker. Wir haben dort in den letzten Jahre großartige Parties gefeiert und jede Menge spitzenmäßige Konzerte und Ausstellungen gesehen, mit kaum Geld und viel Einsatz aus dem Boden gestampft. Das ist unseren Politikern aber nicht nur herzlich egal, sie machen den angeblichen „Schandfleck“ auch noch dafür verantwortlich, dass die angrenzende Fußgängerzone „unattraktiv“ sei. Schon vor Jahren haben sie per Expertise feststellen lassen, dass es ihr an „Aufenthaltsqualität“ fehle, dass sie „unbelebt und ungastlich“ sei. Sie behaupten dort, dass unsere Flaniermeile „nicht mehr die Funktion eines Bezirkszentrums sowie eines wichtigen Zentrums für das öffentliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben einnimmt.“ Wie gesagt, Ingvar, glaub ihnen kein Wort! Setz dich an einem beliebigen Sommernachmittag ins Eiscafé Filippi oder vor Dat Backhus und du wirst mit eigenen Augen feststellen: Jede x-beliebige deutsche Kleinstadt würde sich die Finger lecken nach so viel Leben. Jede Menge Leute sind hier unterwegs, Normalos und Freaks mit und ohne Kopftuch, Punk und Alkis mit und ohne Hunden, Opis und Omis, Kinder und Jugendliche.

Tatsächlich meinen unsere Politiker auch garnicht „Leben“. Was sie meinen, steht in ihrer Expertise: „Der Funktionsverlust – insbesondere der Großen Bergstraße – manifestiert sich in einer anhaltend sinkenden Kaufkraftbindung.“ Klingt kompliziert, ist aber eine ganz einfache Logik: Es kann noch so viel auf der Straße los sein – wenn nicht genug verkauft wird, behaupten sie, es gäbe dort kein „Leben“. Lächerlich, nicht wahr? Aber so geht eben die Standortlogik neoliberaler Politik: Nur wo ordentlich abgemolken wird, ist es schön. Alles andere ist hässlich.

Der vollständigen Protestbrief gegen den geplanten Bau einer IKEA-Filiale in der Großen Bergstraße kann auf www.wirsindwoanders.de gelesen und unterzeichnet werden (via Gentrification Blog).

Guter Dreck, schlechter Dreck

Markus Schreiber, Chef des Bezirksamts Mitte, äußert sich im taz-Interview mit Iris Hellmuth und Sven Stillich über die Aufwertungs- und Verdrängungsprozesse in St. Pauli und Wilhelmsburg und meint “Fast alle können dort bleiben”.

Wir wollen die Künstler nutzen, um eine Atmosphäre zu schaffen. Die Künstler kommen zuerst, dann wird der Stadtteil aufgewertet. Gentrifiziert. Die sind die Vorhut.

Der Begriff Gentrifizierung, von vielen vor ein paar Monaten noch als zu sozialwissenschaftlich, zu abstrakt und lebensfern wahrgenommen, ist ja mittlerweile in aller Munde. Dass ein SPDler und Bezirksamtsleiter ihn affirmativ verwendet, überrascht mich aber doch ein bisschen. Es ist aber auch wirklich kein Geheimnis, warum sich die Künstler_innen des Gängeviertels – für die er nur warme Worte übrig hat – lieber in Wilhelmsburg einnisten sollen.

Schreiber hat gut erkannt, wie das alles funktioniert: Wer Stadtteilpolitikmarketing macht, muss Vielfalt fördern. Die Viertel sollen ja am Ende nicht alle gleich aussehen, und darum differenziert Schreiber zwischen gutem und schlechtem Dreck.

Was wertet Wilhelmsburg ab?
Das hat viel mit Dreck zu tun. Damit, wie die Häuser und der öffentliche Raum aussehen. Die Ausstellung wird Wilhelmsburg verändern – und weil der Wohnungsbestand stark öffentlich gefördert ist, gelingt es hoffentlich, dass die Mieten nicht explodieren. Wir wollen den Stadtteil verändern, ohne die Bewohner zu verdrängen.

In Wilhelmsburg schadet Dreck. In St. Pauli ist er ein Standordfaktor:

Städte sind lebende Organismen: Wenn sich an der einen Stelle etwas ändert, dann gibt es an einer anderen etwas Neues. Leute, die mehr Geld haben und trotzdem nach St. Pauli ziehen, machen das, weil es so bunt ist. Ein bisschen rumpelig, verrucht, dreckig, kreativ. (…)
Ich glaube St. Pauli ist durch den Schmutz, die Obdachlosen und Prostituierte ein bisschen davor geschützt, ganz Eppendorf oder ganz beliebig zu werden.
(…)
Haben Sie den Film “Empire St. Pauli” gesehen?
Ja.
Da wird einiges übertrieben – aber da ist auch etwas dran. Das Gefühl, dass man St. Pauli nicht beliebig machen darf, das teile ich.

Die Zitate sind nur ein Vorgeschmack auf ein Interview voller Knülleraussagen, in dem wir erfahren, dass Schreiber weder Sushi noch Hundescheiße wirklich mag, dass höhere Bildungsabschlüsse bei steigenden Mieten helfen, und dass hohe, schlanke Bürotürme besser sind, als hohe, dicke Bürotürme. Wahnsinn! Unbedingt lesen!

Wahlkreis Hamburg Mitte

Vor ein paar Wochen war ein alter Freund von mir, der jetzt in Berlin lebt, mal wieder in Hamburg. Wir saßen im Park Fiction, schauten auf den Hafen und unser Gespräch drehte sich um die Hamburger Verhältnisse und die anstehende Bundestagswahl. Er erzählte mir eine alte Geschichte über Johannes Kahrs, den Direktkandidaten der SPD in Hamburg Mitte. Sie spielt Anfang der 1990er Jahre in Hamburger Juso Kreisen und ist in Kahrs Wikipedia Eintrag dokumentiert:

Im Mai 1992 erstattete die Hamburger Juso-Landesvorständlerin und innerparteiliche Konkurrentin Silke Dose Anzeige wegen nächtlicher anonymer Telefonanrufe mit drohendem und beleidigendem Inhalt. Die Drohanrufe wurden über mehrere Monate hinweg wiederholt. Sie vermutete einen Stalker. Die Fangschaltung der Ermittler ergab Kahrs als Anrufer. Das Strafverfahren gegen Kahrs, in dem ihn Ole von Beust vertrat, wurde gegen Zahlung der Gerichtskosten und eines Bußgeldes von 800 DM eingestellt. Daraufhin forderten ihn im August 1992 über 50 Hamburger Sozialdemokraten erfolglos zum Rücktritt von allen politischen Ämtern auf.

Auch im Mopo-Archiv kann man die Geschichte finden, oder bei der FAZ:

Auch Strategen machen Fehler. Kahrs macht einen großen 1992. Die damals 22 Jahre alte Silke Dose, linke Gegnerin von Kahrs im Hamburger Juso-Vorstand, erhält nachts anonyme Anrufe, in denen der Anrufer teils auflegt, teils schweigt oder sie mit Sätzen wie „Ich krieg dich, du Schlampe“ bedroht. Die junge Frau beantragt eine Fangschaltung.

Ich bin schockiert darüber, dass dieser Mann es in der SPD so weit bringen konnte und schon drei Mal und ohne Listeplatz-Absicherung als Direktkandidat in den Bundestags eingezogen ist. Trotz der Sache mit Silke Dose, trotz der Spenden aus der Rüstungsindustrie, über die die FAZ berichtet. Er ist Sprecher des Seeheimer Kreises (das ist der konservative Flügel der SPD Bundestagsfraktion) und hat einen großen Einfluss auf die Hamburger SPD.

Es gibt – manche wird diese Aussage wundern – gute Gründe, die SPD bei der Bundestagswahl zu wählen. Schwarz-Gelb verhindern, neue Atomkraftwerke verhindern, die gesetzliche Krankenversicherung bewahren, dafür sorgen, dass ALG2 nicht gekürzt wird … das kleinere Übel eben. Einen Grund, Johannes Kahrs zu wählen, sehe ich nicht. Ich drücke Farid Müller die Daumen, obwohl es ein bisschen peinlich ist, dass er seine Tweets mit #FaridMueller verschlagwortet.

Recht auf Stadt

Schamoni: Wobei ich mich frage: Ist die Hafencity nicht die Lösung für uns? Ist das nicht das, was wir immer wollten? Wir brauchen so einen Magneten, so einen Arschlochmagneten. Das Gelände ist groß genug, um einen großen Teil dieser Arschlöcher dorthin auszulagern; diesen Leuten ist es in der Gegend, wo wir befürchten, daß sie uns plattmachen, auf Dauer doch sowieso nicht wirklich angenehm. Da ist immer noch Kotze vor der Tür oder Hundescheiße. Wenn die Hafencity fertig ist, können die da alle rüberziehen, da passen wirklich Zehntausende von denen rein. Wir kriegen unsere Paläste hier, und die haben ihre wunderbaren Hütten da drüben.

Aus aktuellem Anlass – dem zweiten Schanzenviertelfest 2009 – hat die Konkret ein Gespräch mit Rocko Schamoni und Christoph Schäfer über Gentrifizierung und Hamburg online gestellt, das in der Augustausgabe veröffentlicht wurde: “Die Kämpfe um urbane Räume werden noch lange weitergehen”.

GenderCamp Planungstreffen

Letzte Woche ist ein länger gehegter Plan plötzlich wieder aufgetaucht, und entwickelte plötzlich eine erstaunliche Dynamik. Es ist wohl Zeit für ein GenderCamp. Am 09.09.09 um 19 Uhr teffen wir uns in Hamburg zum ersten offline planen.@plastikstuhl fasst alles zusammen:

Am Mittwoch, den 09.09.09 um 19 Uhr findet ein erstes, offenes Treffen zur Planung, Konzeption und Ideen-Sammlung für ein GenderCamp statt. Dies soll ein zwei- bis dreitägiges Workshop-Event à la BarCamp werden, das voraussichtlich im nächste Jahr im ABC Bildungs- und Tagungszentrum e.V stattfinden soll und Themen zwischen “Gender” und “Internet” abdecken wird.
Ort für Vorbereitungstreffen ist das Büro von dock europe (Amandastraße 60 in Hamburg), einem der Kooperationspartner_innen des ABC Bildungs- und Tagungszentrum.

Über die Zwischenergebnisse halten wir euch über die üblichen Kanäle auf dem Laufenden.

Gängeviertel

Gestern Abend war ich in den letzten Überresten des Hamburger Gängeviertels, wo Künstler_innen mit einer Besetzung gegen den Abriss protestieren. Hintergrundinfos gibt es auf gaengeviertel.info, den aktuellen Stand der Entwicklung erfahrt ihr ebenfalls dort, oder auf twitter. Oder besucht das Gängeviertel, sprecht mit den Leuten und schaut euch die Exponate in der kleinen Ausstellung über das Viertel an.