Category: Rassismuskritik

Paris is Burning im Karoeck

Am Sonntag Abend zeigt das communistisch-ästhetische Clübchen Jennie LivingstonesParis is Burning” im Karoeck am Anfang der Marktstraße (vom Schlachhof aus gesehen). Der Film ist ein durchaus umstrittenes feministisches Diskursereignis und schon deswegen sehenswert. Und hätten die Teilnehmer_innen der aktuellen Popstars-Staffel den gesehen, dann wüssten sie auch, was Vogueing ist.

„Für mich ist klar, daß der Prachtentfaltung des drag in “Paris is Burning” sowohl ein Sinn von Niederlage als auch ein Sinn von Aufstand abzugewinnen ist, daß der drag, den wir sehen, der drag, der letztlich für uns ins Bild gesetzt ist, für uns gefilmt ist.“ (Judith Butler, Körper von Gewicht)

Durch Besprechungen von Judith Butler und bell hooks erlangte “Paris is Burning” auch in der feministischen Theorie eine größere Aufmerksamkeit. Jennie Livingstone dokumentiert die “drag-balls” der 80er Jahre in New York, interviewt die Queens und zeigt, wie sie sich auf die “balls” vorbereiten, die auch als Wettbewerbe funktionieren. Gleichzeitig verweist der Film auf die sozialen Verbindungen, die in diesem Zusammenhang entstehen und die eine Anerkennung ermöglichen, sowie vor Gewalt schützen sollen.

USA 1990, 71 Min., OmU, Dokumentation, Regie: Jennie Livingstone

Intersektionalität – Workshop in Hamburg

Im Januar findet in Hamburg ein Workshop mit dem Tital Facetten der Intersektionalität – Zur Produktivität einer (Forschungs-) Perspektive statt. Mehr Informationen und ein Call For Papers auf www.genderstudies-hamburg.de.

Intersektionalität als (Forschungs-)Perspektive gewinnt für theoretische und empirische Entwicklungen in den Gender und Queer Studies – aber nicht nur dort – zunehmend an Bedeutung. Die Hamburger Gender und Queer Studies möchten das Jahr 2008 für eine intensive Beschäftigung mit diesem Arbeitsfeld nutzen. In Workshops und Vortragsveranstaltungen erhalten Wissenschaftler_innen, Studierende, Künstler_innen, politische Aktivist_innen und Praktiker_innen Gelegenheit zu Austausch und Diskussion.

Im Rahmen des Auftakt-Workshops (25. – 27. Januar 2008) möchten wir intersektional arbeitenden Menschen Gelegenheit geben, eigene Forschungsergebnisse, künstlerische Projekte und politische Initiativen/Aktionen zu präsentieren. Die Präsentationen finden im Rahmen thematisch abgegrenzter Sessions statt. Darüber hinaus bieten wir in Werkstattgruppen Gelegenheit, intersektional konzipierte (Qualifizierungs-)Arbeiten, Projekte und Initiativen zur Diskussion zu stellen („works in progress“).

Addicted to Race Podcast

In nächster Zeit werde ich ein paar Podcasts vorstellen, die ich besonders interessant finde. Mehr über Podcasting im Allgemeinen habe ich mal für das Nillson-Fanzine geschrieben. Da könnt ihr nachlesen, was das ist und wie ihr rankommt, falls ihr es noch nicht kennt.

Meine neuste Entdeckung ist Addicted to Race. Mitlerweile habe ich schon einige der zwischen 25 und 70 Minuten langen Episoden angehört und bin schwer begeistert! Carmen Van Kerckhov diskutiert in jeder Folge mit einem Studiogast über aktuelle Themen, die vor allem im amerikanischen Diskurs über race eine Rolle spielen. Es werden ausführliche HöhrerInnenkommentare gespielt, die in die angeregten und unterhaltsamen Gespräche mit Van Kerckhov und ihren Gästen einfließen.

Neulich wurde zum Beispiel über über die Aktion der Ladenkette 7-Eleven gesprochen, die zum Start des Simpsons-Filmes einige Läden zu Kwik-E-Marts samt Apu verwandelt hat. Dabei ging es im Besonderen um das Unverständnis, mit dem die amerikanische Mainstream-Presse den Kritiken des stereotypen Charakters begegnete.

Andere Folgen beschäftigen sich mit dem “No Homo”-Phänomen, es wurde über den Zusammenhang von Körperbildern und race diskutiert und auch das Thema “Feminism and Women of Color” wurde diesen Monat schon behandelt. Heute habe ich eine Folge gehört, in der es um internationale und race-übergreifende Adoptionen ging, und bei der Angelina, Madonna und co. ihren Senf abbekommen haben.

Das in Addicted to Race immer wieder die Verschränkungen von Rassismus mit anderen sozialen Strukturkategorien betrachtet werden, macht den wöchentlich erscheinenden Podcast besonders hörenswert.

Neben dem Addicted to Race-Podcast schreibt Van Kerckhov auch für die untereinander vernetzten Blogs racialism.com, antiracistparent.com und raceintheworkplace.com. Sie ist Präsidentin von New Demographic, einer in New York ansässigen Firma, die Anti-Rassismus-Trainings und Seminare durchführt und sich das Ziel gesetzt hat, sich mit den “real issues” jenseits von Diversity-Sprech auseinander zu setzen. Dem Podcast gelingt das ausgezeichnet.

Queer-| Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse

Was jetzt kommt, ist keine Rezension, sondern Werbung für den Sammelband Queer- | Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse, der in diesem Jahr im Unrast Verlag (Münster) erschienen ist.

Das Buch versucht aktuelle theoretische Auseinandersetzung des Feminismus und der queer theory in Bezug zu politischen Praxen zu setzen. In allen Beiträgen geht es um die Frage, wie eine solche Positionen und Praxen unter den paradoxen Bedingungen neoliberaler Hegemonien aussehen können. Die Felder Sozial- und Arbeitsmarktpolitik (Winker), Lebensformen- bzw. queere Familienpolitik (Ganz), die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen (Bentrup), Migrantinnen in der Hausarbeit (Englert und Greve), queere Bündnispolitik und die Auseinandersetzung mit Rassismus (Wehr), und die vielfältige Formen von feministischem, post-feministischem und queer-feministischem Widerstand (Groß) werden von unterschiedlichen theoretischen Standpunkten betrachtet: Von Butler über Elias bis Foucault und Marx.

Der Sammelband ist das Ergebniss intensiver Diskussionen im Rahmen eines zweisemestrigen Seminars der Herausgeberinnen Melanie Große und Gabriele Winker an der TU Hamburg Harburg. Das Seminar war Teil des Gender Studies Programm in Hamburg und die Beiträge stammen u.a. von Studierenden des Nebenfachstudienganges Gender Studies bzw. des Masters Gender und Arbeit.

Melanie Groß / Gabriele Winker (Hg.)
Queer- | Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse

ISBN-13: 978-389771-302-4
broschiert, 192 Seiten
Preis: 14.00 Euro
Unrast Verlag, 2007

Mit Beiträgen von Stefanie Bentrup, Kathrin Englert, Kathrin Ganz, Dorothee Greve, Melanie Groß, Christiane Wehr und Gabriele Winker

Kauft das Buch. Schlagt es für Bibliotheken vor. Hängt einen Flyer aus.

Der Spiegel wieder…

Florian Gathmann, bitte lesen Sie doch mal die Informationen fu?r Journalisten zum korrekten sprachlichen Umgang mit rechtsextremistischen oder rassistisch motivierten Straftaten (der braune mob e.v).

Für Spiegel Online schrieb Herr Gathmann einen Artikel über den Angolaner José Paca und im Teaser heißt es “Als Dunkelhäutiger ist sein Leben in Erfurt eingeschränkter als das jedes Deutschen – und dennoch beschreibt er die Stadt als sein Zuhause.” Da ist sie wieder, die implizite Behauptung, alle Deutschen seien weiß. Ist sicher nicht böse gemeint, schließlich finden wir im Artikel auch die Erzählung vom “guten Ausländer”, wie so oft, wenn in Mainstream-Medien über rassistische Übergriffe berichtet wird. Es wird der SPDler Carsten Schneider zitiert, der zu Protokoll gibt: “José Peca ist ein ganz ehrlicher und aufrichtiger Typ. Er vereint jene Eigenschaften, die man oft als typisch deutsch versteht. Zu 100 Prozent”. Der hats wirklich nicht verdient. Oder was wollt ihr mir sagen?

Rezension: Iris Radisch – Die Schule der Frauen


Die Literaturkritikerin und Journalistin Iris Radisch mischt sich in die Debatte um Familie, Kinderbetreuung und Geschlechterverhältnisse ein. Im Gesamtbild ist „Die Schule der Frauen“ (2007, DVA) sicher einer der intelligenteren Beiträge zur dieser Diskussion. Radisch schreibt nicht nur über die Betreuungsproblematik, sondern vor allem darüber, wie sich die Welt für Männer und Frauen verändert hat, und was das für ihre romantischen Beziehungen und ihr Familienleben bedeutet. Radischs oft kluge, essayistisch zu Papier gebrachten Beobachtungen und Schlussfolgerungen stellen jedoch kein ungetrübtes Lesevergnügen dar. Zu sehr sind ihre Beobachtungen unhinterfragt geprägt von ihrer eigenen Position als Angehörige der intellektuellen Mittelschicht.
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Weißsein in der Blogosphäre


Letzten Dienstag war ich auf einer Veranstaltung der FHH mit Susan Arndt, die über Kritische Weißseinsforschung sprach und sich dabei unter anderem mit den Fragen, was Rassismus mit Weißen macht und wie Weißsein durch Rassismus hergestellt wird, beschäftigte.

Susanne Arndts Text Weißsein und Kritische Weißseinsforschung, zusammengestellt aus zwei Texten des Sammelbandes Mythen des weißen Subjekts: Verleugnung und Hierarchisierung von Rassismus (2005, Herausgegeben von Maureen Maisha Eggers, Grada Kilomba, Peggy Piesche, Susan Arndt im Unrast Verlag), ist mit sicherheit eine gute Einführung ins Thema. Aber auch der Wikipedia Artikel zu Weißsein ist umfangreich und lesenswert.

Im Laufe der anschließenden Diskussion wurde auch eine Frage zu Weißsein und Rassismus im Internet gestellt. Ich erinnere mich leider weder an die genaue Frage, noch an die Antwort. Es wurde jedenfalls daran erinnert, dass in Internetkommunikation zunächst die Möglichkeit gesehen wurde, sich zu begegnen, ohne das Geschlecht von Gesprächspartner_innen zu kennen und ohne das Gegenüber rassistisch zuordnen zu können. Also eine Kommunikation ohne Vorurteil. Dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat, weiß jede_r, die schone einmal in einem IRC-Channel war und dort als erstes nach “ASL” gefragt wurde (age sex location; antwortet mensch mit “female”, ist die nächste Reaktion sehr wahrscheinlich “wanna cyber?”).

Wie es der Zufall so will stolperte ich nun virtuell über einen Artikel von Celina De León: The Segregated Blogosphere aus der April/Mai Ausgabe von Colorlines (nein, nicht die mit den Fähren). De León beschäftigt sich mit offenem Rassismus, der dann zu Tage tritt, wenn Schwarze ihr Schwarzsein im Netz sichtbar machen. Interessant ist, dass sich der Artikel auch mit dem Beispiel einer Bloggerin beschäftigt, die sich als schwarze, queere Feministin im Netz sichtbar machte und dafür immer wieder angegriffen wurde. Ein Interview mit ihr ist übrigens bei Feministing zu lesen. Leider bloggt sie seit 2006 nicht mehr.

Ganz deutlich wird meines Erachtens im Artikel De Leóns, dass auch in der Blogosphäre Weißsein als unreflektierte Norm bestehen bleibt. Und es geht hier nicht um offensichtlichen, rechtsextremen Rassismus von irgendwelche Leuten, die white supremacy offensiv fordern, sondern um linke oder liberale Blogs. Diese Beobachtung trifft für die deutsch-schreibende Szene doch auch zu.

Eine Anschlussfrage, die sch mir nun stellt, ist: Gibt es einen Konflikt zwischen der Forderung nach Situierung und Positionierung und dem Wunsch nach bzw. der Notwendigkeit von Anonymität im Netz?

Gibt es in deutschsprachigen Blogs eine Debatte oder auch einzelne Beiträge über Weißsein als unreflektierte, unsichtbare Norm? Für Hinweise bin ich sehr dankbar! Aber erst technokratie ich das jetzt mal.

Der gute Rat (und ein guter Link)

am samstag abend hab ich den anfang von “ein freund zum verlieben” mit madonna und rupert everett gesehen. der film ist von 2000.

die von madonna dargestellt yoga-lehrerin heult sich am anfang bei ihrem schwulen besten freund aus, weil sie wieder mal verlassen wurde und doch gerne bald eine familie gründen würde. er schlägt ihr vor, sich bei einer samen-bank sperma zu kaufen, um von einem partner unabhängig zu sein.

madonna: “ich will aber keine babys auf diese weise kriegen”
everett: “dann fahr nach china und kauf dir eins”

die preise in afrika sind wohl besser.