Mit Open Source Hardware Hacking startete ich in den Nachmittag, einfach, um mal etwas sehr nerdiges mitzunehmen, und weil die coole Fabienne den ersten Vortrag hält. Was ich mitgenommen habe? Löten ist fun, Dokumentieren ein notwendiger pain in the ass. Im Anschluss sprach Frank Rieger über den Stand der Dinge im 3D-Printing/Rapid Prototyping. Interessant fand ich das deshalb, weil diese Technologien in Büchern wie “Marke Eigenbau” von Range und Friebe immer als eine Art deus ex machina auftreten, wenn es um die Frage geht, ob sich denn die Produktionsverhältnisse denn wirklich ändern. Rieger hat sich der Materie angenommen, und sein Fazit ist, dass es zurzeit noch softwareseitig hakt. Ein kleiner reality check.
Beim Panel “Wenn Frauen bloggen: Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone” wurden im Anschluss darüber diskutiert, warum so wenige Frauen auf den Podien der re:publica zu sehen waren, und wie die Lage der Frau in der deutschen Blogosphäre so ist. Das Podium war sehr gemischt mit einer Autorin des Mädchenblogs, Macnotes Chefredakteurin Kathrin Grannemann, einer Modebloggerin von Les Mads, Das Nuf und Franzi von franzikript als Moderatorin erzählte über eigene Erfahrungen mit dem Bloggen, aber relativ schnell verlagerte sich die Diskussion ins Publikum, wo sich drei Haltungen herauskristallisierten. Es gibt diejenigen, die sich für emanzipiert halten, und ganz individuell ihren Weg gehen wollen. Es gibt diejenigen, die sehen, dass es eine strukturelle Machtdifferenz gibt und mit Vernetzung dagegen angehen wollen, aber ihre jeweiligen Themen von Politik über Mode bis Technik vorantreiben wollen und eine allzu starke Fokussierung auf Feminismus eher kontraproduktiv finden. Und schließlich noch diejenigen, die Lust darauf haben, Feminismus zu ihrem Kerngeschäft zu machen.
Zum Abschluss sah ich mir dann noch den Panel “Politische Blogs in Deutschland” an. Schön an dieser Session fand ich, dass irgendwann deutlich wurde, dass Politik für viele Blogger mehr ist, als den großen Parteien und dem geschehen in der offiziellen Politik zu folgen.
Da ich merke, dass meine Erinnerung an die einzelnen Veranstaltungen langsam aber sicher schwindet, belasse ich es hier bei. Mein Fazit: Die re:publica 09 hat mir Spass gemacht, und es hat sich gelohnt, hin zu fahren. Es war für mich das erste Internet-Szene-Treffen, und ich fand die Atmosphäre mit all den fahl beleuchteten Gesichtern im Friedrichstadtpalast ganz angenehm. Dramaturgisch hätte einiges besser gemacht werden können, und vielleicht zeigt eine solche Veranstaltung auch, woran es im Moment noch hakt. In den letzten Jahren hat sich durch Twitter und BarCamps eine relativ gut vernetzte, glücklicherweise nicht homogene Szene von Internetleuten herausgebildet, die sich ein kleines bisschen als Avantgarde verstehen. Nach der Obamawahl kommen jetzt Institutionen wie das ZDF und schauen genau hin, was hier passiert. Es besteht also eine gewisse Erwartungshaltung, das Standing ist nicht schlecht, aber was draus machen? Es bleibt spannend.