Category: Queer

Sonja Eismann – Hot Topic. Popfeminismus heute

Just zur Buchmesse ist die Antologie “Hot Topic. Popfeminismus heute” erschienen, die Beiträge “über Frauen zwischen Feminismus und Pop, Prekariat und Boheme” versammelt. Den Band herausgegeben hat Plastikmädchen und Intro-Redakteurin Sonja Eismann.

Seit der konservative Backlash offen in Form von neuem Gebärzwang und alten Hausmütterchen-Doktrinen zutage tritt, besinnt sich sogar der Mainstream wieder auf die Notwendigkeit des Feminismus. Dabei wird gerne übersehen, dass es abseits des gemäßigten Feuilleton-Bekenntnisses zur Geschlechtergleichheit eine Menge junger Frauen gibt, die sich den radikalen “Luxus” eines feministischen Bewusstseins leisten und dies in verschiedensten Formen leben.

In der “Hot Topic”-Anthologie porträtieren diese Frauen ihre Lebensrealitäten zwischen Abtreibung, Indie-Mutterschaft, Prekariats-Boheme, queerem Coming-of-Age, Schönheits-Terror und Exotinnendasein im Musik- und Medienbusiness. In Anlehnung an die Vielzahl anglo-amerikanischer Textsammlungen, die hierzulande immer noch ihresgleichen suchen, destilliert dieser anekdotisch angelegte Reader die gesellschaftspolitische Aussage aus dem privaten Erleben und knüpft damit dort an, wo vor beinahe 10 Jahren der bis jetzt einzigartig gebliebene Band “Lips Tits Hits Power” aufhörte. Mit Beiträgen von Christiane Rösinger, Pauline Boudry, Clara Völker, Sarah Diehl, Rosa Reitsamer und Vina Yun und mit zahlreichen Illustrationen.

Aus dem Inhalt:

• Reproduktion, Abtreibung und Verhütung
• Queere Strategien und Coming out
• Grrrl-Zines
• Drag Kings in der Populärkultur
• TV-Serien und Feminismus
• Mädchenzeitschriften, Szeneorgane und (Anti-)Solidarität
• Weibliche Einflussbereiche in der Punksubkultur
• Ladyfest als Ladyspace
• Das Leben der Lo-Fi-Boheme
• Gender und Feminismus zwischen Ost und West
• Weiße Männlichkeitskonstruktionen im Rock und Pop
• Mode als Politikum

Sonja Eismann (Hg.): Hot Topic. Popfeminismus heute. Ventil Verlag, 2007, 304 S., 14,90 EUR.

Paris is Burning im Karoeck

Am Sonntag Abend zeigt das communistisch-ästhetische Clübchen Jennie LivingstonesParis is Burning” im Karoeck am Anfang der Marktstraße (vom Schlachhof aus gesehen). Der Film ist ein durchaus umstrittenes feministisches Diskursereignis und schon deswegen sehenswert. Und hätten die Teilnehmer_innen der aktuellen Popstars-Staffel den gesehen, dann wüssten sie auch, was Vogueing ist.

„Für mich ist klar, daß der Prachtentfaltung des drag in “Paris is Burning” sowohl ein Sinn von Niederlage als auch ein Sinn von Aufstand abzugewinnen ist, daß der drag, den wir sehen, der drag, der letztlich für uns ins Bild gesetzt ist, für uns gefilmt ist.“ (Judith Butler, Körper von Gewicht)

Durch Besprechungen von Judith Butler und bell hooks erlangte “Paris is Burning” auch in der feministischen Theorie eine größere Aufmerksamkeit. Jennie Livingstone dokumentiert die “drag-balls” der 80er Jahre in New York, interviewt die Queens und zeigt, wie sie sich auf die “balls” vorbereiten, die auch als Wettbewerbe funktionieren. Gleichzeitig verweist der Film auf die sozialen Verbindungen, die in diesem Zusammenhang entstehen und die eine Anerkennung ermöglichen, sowie vor Gewalt schützen sollen.

USA 1990, 71 Min., OmU, Dokumentation, Regie: Jennie Livingstone

Intersektionalität – Workshop in Hamburg

Im Januar findet in Hamburg ein Workshop mit dem Tital Facetten der Intersektionalität – Zur Produktivität einer (Forschungs-) Perspektive statt. Mehr Informationen und ein Call For Papers auf www.genderstudies-hamburg.de.

Intersektionalität als (Forschungs-)Perspektive gewinnt für theoretische und empirische Entwicklungen in den Gender und Queer Studies – aber nicht nur dort – zunehmend an Bedeutung. Die Hamburger Gender und Queer Studies möchten das Jahr 2008 für eine intensive Beschäftigung mit diesem Arbeitsfeld nutzen. In Workshops und Vortragsveranstaltungen erhalten Wissenschaftler_innen, Studierende, Künstler_innen, politische Aktivist_innen und Praktiker_innen Gelegenheit zu Austausch und Diskussion.

Im Rahmen des Auftakt-Workshops (25. – 27. Januar 2008) möchten wir intersektional arbeitenden Menschen Gelegenheit geben, eigene Forschungsergebnisse, künstlerische Projekte und politische Initiativen/Aktionen zu präsentieren. Die Präsentationen finden im Rahmen thematisch abgegrenzter Sessions statt. Darüber hinaus bieten wir in Werkstattgruppen Gelegenheit, intersektional konzipierte (Qualifizierungs-)Arbeiten, Projekte und Initiativen zur Diskussion zu stellen („works in progress“).

Queer-| Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse

Was jetzt kommt, ist keine Rezension, sondern Werbung für den Sammelband Queer- | Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse, der in diesem Jahr im Unrast Verlag (Münster) erschienen ist.

Das Buch versucht aktuelle theoretische Auseinandersetzung des Feminismus und der queer theory in Bezug zu politischen Praxen zu setzen. In allen Beiträgen geht es um die Frage, wie eine solche Positionen und Praxen unter den paradoxen Bedingungen neoliberaler Hegemonien aussehen können. Die Felder Sozial- und Arbeitsmarktpolitik (Winker), Lebensformen- bzw. queere Familienpolitik (Ganz), die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen (Bentrup), Migrantinnen in der Hausarbeit (Englert und Greve), queere Bündnispolitik und die Auseinandersetzung mit Rassismus (Wehr), und die vielfältige Formen von feministischem, post-feministischem und queer-feministischem Widerstand (Groß) werden von unterschiedlichen theoretischen Standpunkten betrachtet: Von Butler über Elias bis Foucault und Marx.

Der Sammelband ist das Ergebniss intensiver Diskussionen im Rahmen eines zweisemestrigen Seminars der Herausgeberinnen Melanie Große und Gabriele Winker an der TU Hamburg Harburg. Das Seminar war Teil des Gender Studies Programm in Hamburg und die Beiträge stammen u.a. von Studierenden des Nebenfachstudienganges Gender Studies bzw. des Masters Gender und Arbeit.

Melanie Groß / Gabriele Winker (Hg.)
Queer- | Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse

ISBN-13: 978-389771-302-4
broschiert, 192 Seiten
Preis: 14.00 Euro
Unrast Verlag, 2007

Mit Beiträgen von Stefanie Bentrup, Kathrin Englert, Kathrin Ganz, Dorothee Greve, Melanie Groß, Christiane Wehr und Gabriele Winker

Kauft das Buch. Schlagt es für Bibliotheken vor. Hängt einen Flyer aus.

Eilmeldung: Explosion im Backofen

Ok, ich gebe ja zu, dass ich heute nicht ganz auf der Höhe bin. Letzte Nacht war zu lang, oder zu kurz, je nach Blickwinkel. Aber eine Aubergine habe ich schon oft in den Backofen gelegt. Dann wird sie innen ganz weich, ich löffel das Fruchtfleisch aus und mache was leckeres damit. Heute hat es geknallt.

Puh. Der Schock muss jetzt verarbeitet werden und dann gehts los ins MHC zu einem Vortrag über “‘queer as folk’ und ‘the L word’ als Quellen für urbane, queere Lebensstile des frühen 21. Jahrhunderts”.

Artikel zum Butler Vortrag & Workshop im Mai

Christiane Wehr hat bei The Thing – Hamburg einen Bericht zu Butlers Vortrag und dem anschließenden Workshop “Queer, Sexualpolitiken und der Menschenrechtsdiskurs” veröffentlicht: Freiheit in Unfreiheit? Judith Butler und ein Workshop.

In den nächsten Tagen schreibe ich vielleicht noch ein Kommentar zu Christianes Text, denn da steckten interessante Gedanken drin.

Es konnte ja nur besser werden, nach dem Zum Wundern und Kopfschütteln außerdem noch der Link zum merkwürdigen taz Hamburg-Artikel vom 21. Mai.

Straight Sex in Space

Spiegel Online berichtet über ein Papier der Nasa zu Sex in der Schwerelosigkeit ethischen Fragen, die sich in Bezug auf mögliche Langzeitmissionen stellen. Es geht um die maximale Wochenarbeitszeit von Astronaut_innen (vorbildlicherwiese nur 48 Stunden!), Krebsrisiken und so. Um Sex geht es nicht. Dabei weiß die Autorin Laura Woodmansee (“Sex in Space”) zu berichten “Sex in der Schwerelosigkeit ist die ‘Killer-Anwendung’ von Weltraumtourismus.”

So, und wer in folgendem Zitat den Heterosexismus findet, darf ihn behalten:

Kein Wort fällt nach AP-Angaben im Ethik-Leitfaden zum Thema Lust. Bitter nötig wäre ein Verhaltenskodex durchaus. “Es wird eine Entscheidung über gemischtgeschlechtliche Crews geben”, sagte Bioethiker Wolpe. Derzeit ist es üblich, dass an Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS) auch weibliche Astro- und Kosmonauten teilnehmen. Schwer vorstellbar, dass Frauen von Flügen zu Mond und Mars ausgeschlossen werden. “Da wird es heftige Debatten geben”, sagte Wolpe. (SpOn)