Category: Bücher

Die Post-Pre-Zeit

Es geht wieder los hier, denke ich. Mit dem Design bin ich jetzt erstmal zu frieden, und WordPress und K2 vertragen sich auch wieder. Das neuste WordPress Update steht allerdings noch aus. In der Sidebar könnt ihr jetzt lesen, was ich so zwitschere.

Gestern an der Ostsee habe ich die erste Hälfte von “Wir Alphamädchen” gelesen. Dazu vielleicht bald mehr an dieser Stelle.

Melanie Groß – Geschlecht und Widerstand

Die Dissertation von Melanie Groß liegt neben mir. Wahrscheinlich wird es noch eine Zeit lang dauern, biss ich dazu kommen werde, das Buch zu lesen. Aber schon das Inhaltsverzeichnis, das zusammen mit der Einleitung als PDF verfügbar ist, finde ich sehr überzeugend. Im Kapitel “Feministische Differenzen” diskutiert die Autorin strukturtheoretische Perspektiven auf Feminismus und poststrukturalistische feministische Ansätze. Sie bezieht aber auch queere und postkoloniale Feminismen mit ein. Damit macht sie deutlich, dass die Kritiken an Heteronormativität und hegemonialem Weißsein mittlerweile für eine Beschreibung von Feminismus von grundlegender Bedeutug sind.

In den anschließenden Kapitel stellt Groß Grounded Theory als Methode der empirischen Arbeit vor. Mit Gruppendiskussionen untersucht sie, wie drei unterschiedliche feministische Gruppen, die allesamt in der autonomen Szene verortet sind, sich den feministischen Diskursen bedienen und aufgrund unterschiedlicher Angriffsziele und Selbstverständnisse verschiedene Widerstandsformen gegen Normativität, Zuschreibungen und Wirkmächtigkeit entwickeln. Der Titel des Schlusskapitels “Perspektiven: Widersprüchliche Positionen – produktive Konflikte” lässt vermuten, dass die Vielfältigkeit und Konflikthaftigkeit feministischer Politiken positiv eingeschätzt werden kann und dass einer imaginären homogenen feministischen wahrlich nicht nachgetrauert werden muss.


Paperback, 240 Seiten
19,90 Euro
Januar 2008
Ulrike Helmer Verlag
Wie ist politische Handlungsfähigkeit möglich ohne Rückgriff auf ein fragwürdiges ‘Wir Frauen’? Seit den 1990er Jahren wird in der feministischen Diskussion ein Ausweg aus diesem theoretischen Dilemma gesucht. Gleichzeitig sind politische Gruppen aktiv, die durch ihre Orientierung am konkreten Handeln punktuelle Lösungen finden. Die Autorin zeigt auf, wie post-, queer- und linksradikal feministische Gruppen sich positionieren, um handlungsfähig zu bleiben. Die zwischen ihnen entstehenden Konflikte lassen sich als eine besondere Stärke politischer Bewegungen verstehen, durch die es möglich wird, unterschiedliche Ebenen gleichzeitig existierender Machtformen anzugreifen.

Hot Topic-Lesung am 5. Februar in Hamburg

In genau einer Woche findet in der Galerie Linda eine Lesung mit Chris Köver, Barbara Schulz und Sonja Eismann statt. Ganz klar: Es geht um die Anthologie “Hot Topic- Popfeminismus heute”, zu der hier schon was steht. Die Galerie Linda ist in der Hein-Hoyer-Str.13, Hamburg-St. Pauli, und die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

Unterstützt vom FrauenRefeRat und dem Fachschaftsrat Gender- und Queer Studies der Uni Hamburg.

Ein Update in Sachen Homoehe

Im Sammelband Queer-| Feministische Kritiken neoliberaler Verhältnisse habe ich ja letztes Jahr einen Artikel veröffentlicht, in dem es um Fragen der Lebensformen- bzw. queer-feministischer Familienpolitik im Kontext neoliberaler Regierungsweisen geht. Darin diskutiere ich auch die Entstehung des Lebenspartnerschaftsgesetztes und die bis dato bestehenden Ungleichbehandlungen zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft. Was auch immer mensch grundsätzlich von der (privilegierenden) Anerkennung einzelner Lebensformen und all den damit verbundenen Fragen halten mag: Realpolitische Schritte zur Gleichberechtigung von homo- und heterosexuellen Ehen sind meines Erachtens begrüßenswert, da sie in vielen Fällen die Lebensumstände von betroffenen Personen verbessern. Der LSVD hat den neusten Stand im Januar 2008, und es ist schön zu sehen, dass mein Artikel in diesem Punkt schon veraltet ist. (via)

Kommunistische Gespenster und weihnachtliche Wahlverwandtschaften

Von wegen nur Fotos… jetzt kommt schon der zweite Eintrag an diesem Vormittag. Mir ist gerade bei der taz-Lektüre eingefallen, dass heute Abend ein Vortrag von Bini Adamczak in der Uni Hamburg stattfindet. Die Autorin von “Kommunismus – Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird” und dem eben erschienenen “Gestern Morgen – Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft” spricht um 19 Uhr im Hörsaal M des Uni Hauptgebäudes (Edmund-Siemers-Alle 1) über den Inhalt ihres neuen Buches.

Pünktlich zum Jahrestag der russischen Revolution führt die Re-Konstruktion eines kommunistischen Begehrens in die Geschichte des Kommunismus und bürstet diese gegen den Strich: von 1939 bis 1917. Vom Hitler-Stalin Pakt bis zur Oktoberrevolution kreisen die Überlegungen Adamczaks um die Figuren von Partei und Klasse von Verrat und Versprechen, um sie in ihrer Logik, aber vor allem als Erfahrungen zu rekonstruieren. Die Autorin sucht das Trümmerfeld der Geschichte nach den revolutionären Wünschen ab, die darunter begraben liegen. Aber es gibt keinen unbeschadeten Zugriff auf die vergessenen Träume. Der Weg zu den vergangenen Hoffnungen führt über deren Enttäuschung, über das doppelte Scheitern der russischen Revolution, das unbewältigt immer noch anhält. Die bergende Arbeit an der Geschichte ist somit eine Arbeit der Trauer, eine Trauerarbeit, die das Buch einfordert und zugleich performativ vollzieht. Es birgt eine vergangene Zukunft, die Gegenwart hätte sein können und Zukunft sein kann: „gestern morgen“.

Eine Rezension zum Buch erschien vor ein paar Wochen in der Jungle World. Die Veranstaltung wurde organisert von “Radio Loretta”, dem Fachschaftsrat Germanistik und Geschichte wird gemacht. An dieser Stelle sei auch schon mal verraten, dass Bini Adamczak wahrscheinlich im Sommersemester wieder in Hamburg sein wird, um einen anderen Vortrag bei “Jenseits der Geschlechtergrenzen” zu halten.

Wer dann sowieso so spät Abend noch an der Uni ist, kann anschließend in den AStA-Trakt (Von-Melle-Park 5) kommen und mit dem LesBISchwulTranSM – polymorph-perversen Referat ab 20 Uhr Weihnachten (?) feiern.

In diesem Jahr steht die Weihnachtsfeier des Referats unter dem Motto “Wahlverwandtschaft statt heteronormativer Kleinfamilie!” Es gibt – neben den obligaten Getränken, Weihnachtsplätzchen und Knabberkrams – Karaoke und ein Poly-Quiz.

Petition: Stoppt den Weißen Wumbaba

2004 veröffentlichte der Kunstmann Verlag das erste „Handbuch des Verhörens“ (Autor: Axel Hacke, Illustration: Michael Sowa) unter dem Titel “Der Weiße Neger Wumbaba”. 2007 kam trotz der Proteste Schwarzer und Weißer Menschen gegen die unreflektierte Verwendung des N-Wortes und die Reproduktion rassistischer Stereotype der zweite Band “Der Weiße Neger Wumbaba kehrt zurück”

Eine Online-Pedition gegen die Verwendung des rassistischen N-Wortes, die Darstellung auf dem Buchcover und die Vermarktung der darauf abgebildeten Figur findet sich jetzt auf www.gopetition.com/online/15829.html.

Rassistische, gewalttätige Begriffe gilt es zu kritisieren, nicht zu Marketingzwecken zu instrumentalisieren. Die mit Rassismus verbundene Entmenschlichung gilt es zu beenden, nicht zu reproduzieren. (Der Schwarze Blog)

Der Braune Mob e.V. hat in der Rubrik “So geht’s nicht” weitere Infos zu diesem Buch sowie einen Erfahrungsbericht von Protesten bei einer Lesung des Autors gesammt.

Dringende Aufgaben

Das Vorwort zur zweiten Auflage von Hegemony and Socialist Strategy, dass Ernesto Laclau und Chantal Mouffe im November 2000 geschrieben haben, ist eine sehr schöne Zusammenfassung der Hegemonietheorie und radikal-pluralistischen Demokratie, in dem das theoretisches Projekt in sein politischen und theoriepolitischen Kontext eingeordnet wird.

Es ist ja nun nicht so, als seien Sexismus, Rassismus oder sexuelle Diskriminierung reine Mittelklasseprobleme, und als seine Arbeiter_innen davon nicht betroffen. Aber davon abgesehen, dass hier die Differenz zwischen sogenannten kulturellen und ökonomischen Themen wieder aufgerufen wird, finde ich folgendes Zitat besonders schön:

A final word about the way we envisage the most urgent tasks for the Left. Several voices haven been heard recently calling: ‘Back to the class struggle’. The claim that the Left has become too closley identified with ‘cultural’ issuses, and that it has abandoned the struggle against economic inequalities. It is time, they say, to leave aside the obsession with ‘identity politics’, ant to listen again to the demands of the working class. What should we make of such critiques? Are we, today, in an opposite conjuncture to that which provided the background of our reflection, based as it was in criticizing the Left for not taking the struggles of the ‘new movements’ into consideration? It is true that the evolution of the parties of the Left has been such that they have become concerned mainly with the middle classes, to the detriment of the workers. But this is due to their incapacity to envisage an alternative to neo-liberalism and their uncritical acceptance of the imperatives of ‘flexibility’, not to a supposed infatuation with issues of ‘identity’. The solution is not to abandon the ‘cultural’ struggle to go back to ‘real’ politics. One of the central tenets of Hegemony and Socialist Strategy is the need to create a chain of equivalence among the various democratic struggles against different forms of subordination. We argued that struggles against sexism, racism, sexual discrimination, and in the defence of the environment needed to be articulated with those of the workers in a new left-wing hegemonic project. To put it in terminology which has recently become fashionable, we insisted that the Left needed to tackle issues of both ‘redistribution’ and ‘recognition’. This is what we meant by ‘radical and plural democracy’. (xviii)

Laclau/Mouffe (2001/1985): Hegemony and Socialist Strategy. Zweite Auflage. London, New York (Verso).